Der Prozess gegen Annas Pflegeeltern begann mit Verspätung. Der Pflegevater will eine umfassende Aussage machen. Die Mutter schweigt.

Bonn. Der Tod des neunjährigen Pflegekindes Anna beschäftigt seit Montag das Bonner Landgericht. In der Anklage wird den 51 und 52 Jahre alten Pflegeeltern des Mädchens unter anderem Misshandlung von Schutzbefohlenen in 55 Fällen sowie Körperverletzung und Freiheitsberaubung mit Todesfolge vorgeworfen. Während die Angeklagte Petra W. vor Gericht die Aussage verweigern wird, will ihr Ehemann umfassend aussagen. Aufgrund mehrerer Verfahrens- und Besetzungsrügen der Verteidigung begann die Hauptverhandlung mit über vierstündiger Verspätung. Sie soll am Donnerstag mit der Vernehmung des angeklagten Pflegevaters fortgesetzt werden.

Anna war im Juli 2008 vom Jugendamt der Stadt Königswinter bei den Pflegeeltern in Bad Honnef bei Bonn untergebracht worden. Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass das Kind dort seit spätestens August 2009 schwer misshandelt wurde. Dabei seien die meisten Übergriffe von der Pflegemutter begangen worden. In 20 Fällen war Anna für längere Zeit unter Wasser getaucht worden, wobei sie teilweise gefesselt war.

Auch am 22. Juli vergangenen Jahres soll das Kind in der Badewanne der Pflegeeltern unter Wasser gedrückt worden sein. Dabei ertrank es. „Die Pflegeeltern haben Anna gequält und roh misshandelt, was letztlich zum Tod des Kindes geführt hat“, heißt es in der Anklageschrift.

Der Verteidiger des angeklagten Pflegevaters kündigte eine umfassende Aussage seines Mandanten an. Dieser habe sich darauf verlassen, dass die drastischen Erziehungsmethoden seiner Frau mit den jeweiligen Jugendämtern abgesprochen seien. Bei der Verkündung des Haftbefehls hatte der Mann noch die alleinige Schuld an Annas Tod auf sich genommen.