Nach Erdrutschen und Überschwemmungen sprachen brasilianische Medien von der schlimmsten Naturkatastrophe seit nahezu 50 Jahren.

Teresópolis/Rio de Janeiro. Immer mehr Leichen bergen die Rettungskräfte aus den Trümmern: Nach der Unwetterkatastrophe im Bergland von Rio de Janeiro hat sich die Zahl der Todesopfer auf mehr als 420 erhöht. Am stärksten betroffen war die Stadt Nova Friburgo. Dort wurden bis Donnerstagabend 199 Tote gemeldet. In Teresópolis rund 100 Kilometer von Rio entfernt starben 176 Menschen. Aus der Umgebung der historischen Stadt Petropólis meldeten die Behörden 35 Todesfälle.

Viele Stadtviertel wurden von den gewaltigen Schlammlawinen fast völlig zerstört. Brasiliens Präsidentin Dilma Rousseff sprach bei einem Besuch im Katastrophengebiet von einem „dramatischen Moment“. Sie sicherte den betroffenen Städten schnelle Hilfe zu. Die Bergungsarbeiten wurden am Donnerstag durch anhaltende Regenfälle erschwert. In Nova Friburgo musste die Suche nach Überlebenden wegen der Gefahr neuer Erdrutsche zeitweise unterbrochen werden.

Die 55-jährige Hausangestellte Angela aus Teresópolis sagte der Nachrichtenagentur AFP, sie habe so etwas bislang nur als „Katastrophenfilm“ im Fernsehen gesehen. Auf Anordnung des Zivilschutzes verließen sie und ihr Mann ihr von Überschwemmung bedrohtes Haus und suchten Zuflucht bei ihrer Tochter. Auf dem drei Kilometer langen Weg durch den Schlamm auf früher gepflasterten Straßen stieß Angela gegen etwas Weiches. „Es war die schlammbedeckte Leiche einer Frau“, schluchzte sie.

Rousseff flog per Hubschrauber über das Gebiet und ging schließlich zu Fuß durch einige Regionen. Sie versprach „harte Maßnahmen“ der Regierung. Merkel schrieb an Rousseff, die seit Januar im Amt ist, Deutschland werde Brasilien beistehen und sei „bereit, Hilfe zu leisten, wo immer sie benötigt wird“.

Heftiger tropischer Regen in der Serrana hatte dazu geführt, dass Schlammlawinen in die Orte rutschten und Flüsse über die Ufer traten. Für die kommenden Tage sagten die Meteorologen weitere Regenfälle vorher.

Die Regierung stellte umgerechnet knapp 350 Millionen Euro Soforthilfe zur Verfügung. Das Gesundheitsministerium kündigte an, für die Region würden sieben Tonnen medizinisches Material zur Verfügung gestellt (dpa/AFP)