Er war ein fester Bestandteil der Gruppe Boney M. Jetzt ist der Tänzer Bobby Farrell im Alter von 61 Jahren in einem Hotel in St. Petersburg gestorben.

Amsterdam. Der Song ist ein Ohrwurm mit einem traurigen Ende: „Ra Ra Rasputin, Lover of the Russian queen, Russia's greatest love machine...“ Wenn Bobby Farrell dazu mit angeklebtem Zarenbart und im goldverzierten Kosakenhemd die dunkelhäutigen Schönheiten seiner Band umtanzte, waren Fans von Boney M. kaum noch zu halten. Donnerstagmorgen starb der Karibik-Holländer Farrell - ausgerechnet in der einstigen Zarenmetropole St. Petersburg, und nur Stunden nachdem er auch mit „Rasputin“ sein Publikum noch einmal zu Begeisterungsstürmen hingerissen hatte. Und zu Tränen, denn der Song endet mit dem Tod seines Helden.

“Wir sind tief geschockt und traurig“, sagte sein Manager John Seine in Amsterdam. Aufschluss über die genaue Todesursache werde erst eine Untersuchung bringen. Erschöpfung des 61-jährigen Popstars während einer anstrengenden Tournee könnte eine Rolle gespielt haben. „Bobby hatte am späten Mittwochabend geklagt, dass er sich nicht gut fühle.“ Donnerstag wollte Farrell mit seiner Band Boney M. featuring Bobby Farrell weiter nach Italien reisen.

Der meist fröhlich wirkende dunkelhäutige Roberto Alfonso Farrell hatte das Licht der Welt „im sonnigen Teil unseres Königreichs“ erblickt, wie die Niederländer damals ihren Inselbesitz in der Karibik gern nannten. Von seinen Vorfahren auf Aruba hatte Bobby dieses ungeheure Gefühl für Tanz und Rhythmus geerbt, das ihn zunächst zu einem der „beweglichsten“ Discjockeys der Niederlande machte und ihm später seine auch in Deutschland sehr populäre Bühnenpräsenz als Tänzer verlieh.

Längst nicht nur als „schwarzer Russe“ Rasputin, der die Mädels im Zarenreich scharenweise vernaschte, machte Farrell zusammen mit Boney M. Furore. Auch „Rivers of Babylon“, „Daddy Cool“, „Sunny“, „Brown Girl in the Ring“ oder „Kalimba de Luna“ gehörten zu den Stimmungsbomben der Disco-Formation, die der deutsche Musikproduzent Frank Farian Anfang der 70er Jahre zusammengestellt hatte.

Dass Boney M. einige Zeit lang zu den erfolgreichsten Popgruppen der Welt zählte, war zweifellos auch Farrells Choreographien bei Fernseh- und Live-Auftritten zu danken. Seine Qualitäten als Sänger hingegen waren umstritten. Nach erfolgreichen Jahren räumte Farian zur Enttäuschung vieler Fans ein, dass der fröhliche Bobby, den er 1976 in die Band geholt hatte, bei den Studioaufnahmen niemals selbst sang.

Stattdessen kamen die warm klingenden Vocals von Farian, der selbst nicht attraktiv genug für die Bühne war. Bei Live-Auftritten war Farrell allerdings auch selbst zu hören. „Bobby Farrell hat immer gesagt: „Meine Beine und deine Stimme, das ist unschlagbar““, sagte Farian im November in einem Interview mit „Spiegel Online“.

Immer wieder kam es jedoch zu Querelen. 1982 warf Farian den Star raus. Farrell, der von 1981 bis 1994 mit einem jugoslawischen Fotomodell verheiratet war, versuchte eine Solokarriere - und scheiterte. Doch 1984 holte ihn Farian zurück. Wenig später ging Boney M. auseinander, fand wieder zusammen, nur um sich bald wieder aufzulösen.

Seit 1992 trat Farrell dann - durchaus gegen den Willen seines einstigen Produzenten - mit einer eigenen Boney M.-Formation auf. Auch andere, die einst zur Originalbesetzung gehörten, benutzen für Tourneen den berühmten Namen und die alten Ohrwürmer. Wenn Farrell nicht gerade auf Tour war, um Geld zu verdienen, lebte er zurückgezogen in dem stillen Stadtrandviertel Gaasperdam im Südosten von Amsterdam.