Die Polizei fahndet mit einem Großaufgebot nach zwei Frauen zwischen 25 und 30 Jahren. Das entführte Mädchen ist erst wenige Stunden alt.

Frankfurt/Main. Ein erst wenige Stunden alter Säugling ist am Donnerstag aus der Entbindungsstation des Klinikums Frankfurt- Höchst verschwunden. Eine etwa 30 Jahre alte unbekannte Frau soll sich ersten Ermittlungen zufolge als Krankenhaus-Mitarbeiterin ausgegeben und das neugeborene Mädchen unter einem Vorwand aus dem Zimmer seiner Mutter im 4. Stock mitgenommen haben, teilte die Polizei in Frankfurt mit. Die Beschuldigte trug ein weißes Kopftuch und hatte einen Kinderwagen bei sich. Zusammen mit einer etwa 25 Jahre alten Frau wurde sie später noch in dem riesigen Krankenhaus mit seinen zahlreichen Ausgängen gesehen. Dann verliert sich die Spur. Die Beamten ermitteln wegen Kindesentzugs.

Die 20 Jahre alte Mutter des kleinen Mädchens, das noch keinen Namen hat, sei gerade nicht im Zimmer gewesen, als die Unbekannte erschien. Die Bettnachbarin der 20-Jährigen, die kein Deutsch kann, schöpfte zunächst keinen Verdacht. Als das gesunde Neugeborene nach einer halben Stunde immer noch nicht zurück war, wurde die Mutter unruhig, verständigte das Klinikpersonal und dieses sofort die Polizei.

Die Beamten durchsuchten die Klinik mit ihren rund 20 Fachabteilungen und 1000 Betten nach dem kleinen schwarzhaarigen Mädchen, das einen weißen Strampler mit vielen bunten Punkten trug. Ohne Erfolg. Die Fahndung mit einem Hubschrauber, Lautsprecher- Durchsagen im Stadtteil und die Befragung von Anwohnern, Bus- und Taxifahrern sowie in Apotheken, Drogerien und dem benachbarten Main- Taunus-Einkaufszentrum blieben ebenfalls ohne Ergebnis.

Die Ermittler hofften schließlich auf einen Spürhund, der bis zum Abend in die Klinik gebracht werden sollte. „Wir tun alles menschenmögliche, um das arme Würmchen wieder zu finden“, versprach Polizeisprecher Karlheinz Wagner.

Wie das Baby so kurz nach seiner Geburt aus der Klinik verschwinden konnte? Der medizinische Geschäftsführer Christof Kugler bat um Geduld und kündigte eine Aufarbeitung der Geschehnisse an. Videoaufzeichnungen gibt es von der Entbindungsstation nicht, und ob die Kameras im Eingang etwas aufgezeichnet haben, soll noch geprüft werden.

Die Polizei geht nach intensiven Befragungen des 32 Jahre alten Vaters und eines Verwandten nicht von einem familiären Hintergrund der Tat aus. „Eine völlig unauffällige Familie“, sagte Polizeisprecher Manfred Vonhausen. Die Eltern des 51 Zentimeter großen und 3200 Gramm schweren Neugeborenen, die aus dem Libanon stammen und in Hofheim im Taunus wohnen, stehen unter Schock und werden psychologisch betreut.

Bei Patienten und Besuchern der Klinik sprach sich das Verschwinden des Babys nur langsam herum. Auf dem Vorhof und in den Gängen der riesigen Anlage ging alles scheinbar seinen gewohnten Gang. Angehörige verabschiedeten sich mit Genesungswünschen oder brachten Blumen, Kinder bewarfen sich auf dem Vorplatz mit Schneebällen.