Der Ton im Mannheimer Kachelmann-Prozess wird schärfer, kein Zweifel - Johann Schwenn ante portas!

Es gibt nur wenige Strafverteidiger in Hamburg, die so geschätzt und so gefürchtet sind wie der 63-Jährige, der von heute an den wegen Vergewaltigung angeklagten Moderator vertritt. Kaum ein anderer beherrscht die Kunst der Provokation so meisterhaft wie er. Schwenns Waffe im Gerichtssaal ist das gesprochene Wort. Wie ein Skalpell setzt er seine rhetorische Überlegenheit ein, filetiert mit schneidender Stimme Zeugenaussagen und nutzt die Schwächen der Gegner als Steilvorlage für seinen mitunter ätzenden Spott.

Nach außen hin gibt sich der Anwalt hanseatisch-kühl - ganz anders als sein jovialer Vorgänger, der Kölner Verteidiger Reinhard Birkenstock. Dabei kann auch der Hamburger ein unterhaltsamer Gesprächspartner sein. "Unendlich witzig" sei er, sagt sein Kollege Gerhard Strate. Schwenn habe "einen schwarzen Humor, den man ertragen muss". Aufgewachsen in Othmarschen, als Sohn eines Jura-Professors und einer Amtsgerichtsdirektorin, peilte Schwenn in den 70er-Jahren nach einem Psychiatrie-Praktikum eine Karriere als Strafverteidiger an - zuvor wollte er noch Gefängnisaufseher werden. Seitdem hat sich der zweifache Vater einen Namen als Spezialist für Sexualstraftaten gemacht. Gut für Kachelmann, findet Strate. "Die Wahl von Schwenn ist eine Wahl für den Freispruch."