Ein Elektriker behauptet, die Werke im Wert von 60 Millionen Euro von Picasso selbst geschenkt bekommen zu haben. Aber wem gehören sie wirklich?

Paris. Fast 300 angebliche Picasso-Werke in Frankreich aufgetaucht = Sind sie wirklich echt? Eine Sammlung von fast 300 angeblichen Werken von Picasso sorgt in Frankreich für Aufregung. Der Besitzer, ein früherer Elektriker, liegt nun im Streit mit den Erben des spanischen Malers.

Es wäre eine Sensation in der Kunstgeschichte: In Frankreich tauchte eine Sammlung mit fast 300 angeblichen Werken von Pablo Picasso auf. Ein 71 Jahre alter früherer Elektriker will sie von dem spanischen Jahrhundertkünstler persönlich geschenkt bekommen haben, berichtete die Zeitung „Libération“ am Montag. Sollten sie echt sein, dann hätten die insgesamt 271 Zeichnungen und Collagen, Lithografien und Gouachen einen Wert von schätzungsweise 60 Millionen Euro. Nun ist ein juristischer Streit um die Werke entbrannt.

Der 71-jährige Pierre Le Guennec hat nach Informationen von „Libération“ die letzten drei Jahre vor Picassos Tod für den Künstler in dessen Villen in Südfrankreich gearbeitet und für ihn unter anderem Sicherheitsanlagen installiert. Le Guennec wurde von der Polizei vernommen. Er behauptet, die Werke geschenkt bekommen zu haben. Diese seien mittlerweile konfisziert und in einem Tresor bei Paris gelagert.

Picassos Sohn Claude scheint davon auszugehen, dass es sich um echte Werke seines Vaters handelt. Obwohl die Urheberschaft bisher nicht eindeutig geklärt sei, hätten Picassos Erben wegen vermuteter Hehlerei schon im September Klage eingereicht, berichtete „Libération“. Picasso (1881-1973) habe sich nur ungern von seinen Werken getrennt und Geschenke immer datiert und mit einer Widmung versehen, sagte Sohn Claude. „Eine solche Menge an Werken auf einmal abzugeben, das wäre höchst untypisch“, sagte er. „Viele der Stücke sind nicht datiert, das heißt, sie hätten niemals die Werkstatt meines Vaters verlassen dürfen“, sagte er.

Die Werke stammen höchstwahrscheinlich aus den Schaffensjahren zwischen 1900 und 1932, den Anfangsjahren des Künstlers. Unter ihnen sollen sich neun seltene kubistische Collagen befinden, deren Wert auf rund 40 Millionen Euro geschätzt wird. Zu den Besonderheiten gehören auch einige Porträts seiner ersten Frau Olga. Den ersten Hinweis auf die Werke gab es bereits im Januar. Le Guennec schickte etwa zwei Dutzend Fotos an Picassos Sohn Claude und bat diesen, die Echtheit der fotografierten Werke zu bestätigen. In den folgenden Monaten schickte er weitere Fotos. Im September kam es dann zu einem ersten Treffen. Die Familie des Künstlers scheint nicht an eine Schenkung zu glauben. „Er untersagte jedem, sein Atelier zu betreten“, zitierte die französische Tageszeitung Jacqueline, die zweite Frau Picassos, die 1986 gestorben ist.