In einem großen Ermittlungsverfahren gegen Online-Betrüger ist eine internationale Bande aufgeflogen. Ein Riesen-Schaden wurde damit verhindert.

Stuttgart/Düsseldorf. Die Polizei hat eine internationale Bande von Online-Banking -Hackern zerschlagen. Wie die Staatsanwaltschaft Stuttgart am Freitag mitteilte, gelang es einer Ermittlungskommission der Landeskriminalämter Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen in Kooperation mit britischen und estnischen Behörden, die Hintermänner der international agierenden Bande zu ermitteln. Den Angaben zufolge wurde dadurch ein Schaden von 1,2 Millionen Euro verhindert. Die Staatsanwaltschaft sprach von „einem der umfangreichsten Ermittlungsverfahren gegen Verbreiter von Schadsoftware und Online-Betrüger, das es bislang in Deutschland gegeben hat".

Bei den Hauptverdächtigen handelt es sich um zwei deutsche, einen britischen und fünf estnische Staatsbürger. Außerdem befinden sich sieben mutmaßliche Hintermänner unter anderem wegen des Verdachts des gewerbs- und bandenmäßigen Computerbetrugs in Untersuchungshaft. Im Zuge der Ermittlungen waren bereits Anfang August 2010 vier Wohnungen in Deutschland (drei in Hessen, eine in Nordrhein-Westfalen) und fünf Wohnungen in Estland sowie Mitte Oktober eine Wohnung in London durchsucht worden.

Die Haupttäter sollen über 260 manipulierte Überweisungen in Höhe von mindestens 1,65 Millionen Euro ins In- und Ausland getätigt haben. Zuvor sollen durch die Verdächtigen sogenannte Echtzeit-Trojaner auf den Rechnern der Betroffenen installiert haben, um Online-Bankgeschäfte zu manipulieren. Die Manipulation der Rechner erfolgte sowohl über gefälschte PDF-Dateien als auch über sogenannte Drive-by-Infections. Dabei werden den Angaben zufolge Rechner über Schwachstellen des Browsers angegriffen, wenn ein Nutzer beim Surfen im Internet auf manipulierte Webseiten gelangt.

Im Laufe der Ermittlungen wurden laut Staatsanwaltschaft rund 400.000 derart infizierte Rechner in Deutschland festgestellt.

Der gemeinsamen Ermittlungskommission unter dem Namen „Katusha", gelang es zudem, rund 470 sogenannte Finanzagenten zu ermitteln. Diese Agenten hatten sich bei von den Hauptverdächtigen betriebenen fiktiven Firmen als „Finanzmanager" beworben und bei unterschiedlichen Banken Konten eröffnet, um eingehende Gelder abzuheben und an bestimmte Personen weiterzuleiten. Gegen sie wurden nun deshalb Strafverfahren wegen Verdachts der Geldwäsche eingeleitet.