Bei dem Tsunami, der Indonesien getroffen hat, sind fast 400 Menschen ums Leben gekommen, weitere 338 werden noch vermisst. Das Tsunami-Warnsystem nützte nichts, da die Flutwelle zus schnell kam.

Mentawi. Mindestens 376 Menschen sind bei dem Tsunami in Indonesien ums Leben gekommen. Auf der besonders schwer betroffenen Inselkette Mentawai wurden inzwischen 343 Leichen gefunden, wie ein Sprecher des Katastrophenschutzer des Provinz Westsumatra mitteilte. Weitere 338 Menschen würden noch vermisst. Befürchtet wird von den Rettungskräften, dass viele von ihnen tot sind, da sie von der Flutwelle ins Meer gerissen wurden.

Zudem begann eine Diskussion über das Tsunami-Frühwarnsystem. Zwei deutsche Bojen, die imRahmen des Tsunamifrühwarnsystems vor Mentawai installiert worden waren, seien am Montag defekt gewesen, als das Unglück passierte, sagte Erdbebenexperte Danny Hilman Natawidjaja. Sie hätten aber ohnehin nichts genützt, die Flutwellen hätten die Küsten viel zu schnell erreicht. Sämtliche Komponenten des Frühwarnsystems hätten funktioniert, Meldungen über durch defekte oder gar mutwillig zerstörte Einheiten entbehrten jeglicher Grundlage, teilte hingegen das Geoforschungszentrum Potsdam (GFZ) mit, wo das System entwickelt wurde. Die Messung sei präzise gewesen, das Beben habe aber zu nah an der Küste gelegen, um die Menschen noch rechtzeitig warnen zu können.

Durch die Ausbrüche des Vulkans Merapi, der am Donnertsag erneut ausbrach, kamen bislang 33 Menschen ums Leben. Ob der erneute Ausbruch weitere Schäden oder Opfer zur Folge hatte, war zunächst nicht bekannt.

Nach dem mächtigen Seebeben der Stärke 7,7 vor der Westküste der Insel Sumatra war der Tsunami mit einer bis zu drei Metern hohen Flutwelle über die umliegenden Inseln gerollt. Die Welle hatte Hunderte Häuser mit sich fort gerissen. Der Tsunami, das zeigen Luftaufnahmen, überschwemmte große Gebiete.

1.300 Kilometer weiter östlich, auf der Hauptinsel Java, brach der Vulkan Merapi am Donnerstag gegen 16.30 Uhr (Ortszeit) erneut aus und schleuderte heiße Aschewolken in die Luft. Das Gebiet um den Vulkan wurde inzwischen aber weitgehend evakuiert.

Susilo Bambang Yudhoyono, der Staatspräsident, wollte mit den Überlebenden der beiden Naturkatastrophen zusammenkommen, die Indonesien innerhalb von 24 Stunden in verschiedenen Teilen des Landes getroffen hatten. Die Katastrophen stellten den Katastrophenschutz und die Rettungssysteme auf eine harte Probe. Zu der Katastrophe durch den Tsunami mit der hohen Opferzahl konnte es offenbar auch kommen, weil das rund 100 Millionen Euro teure Warnsystem vor einem Monat zusammengebrochen war, da das System nicht ordentlich gewartet wurde.

Der Inselstaat Indonesien liegt im pazifischen „Feuerring“ mit zahlreichen Vulkanen, in dem Verschiebungen von Erdplatten immer wieder zu Erschütterungen führen. Das folgenschwerste Beben der vergangenen Jahrzehnte ereignete sich im Dezember 2004 vor Sumatra und löste einen Tsunami aus, der rund um den Indischen Ozean 230.000 Menschen das Leben kostete. Das Beben am Montag, das den neuen Tsunami auslöste, entstand an derselben Verwerfungslinie.