Morgen kehrt der letzte Bergmann nach Hause zurück

Santiago de Chile. Nach 69 Tagen eingeschlossen in der eingestürzten Mine San José haben die geretteten Bergleute in Chile ihr erstes Wochenende an der frischen Luft genossen. Nur einer der 33 Kumpel bleibt nach der Rettungsaktion vorläufig noch im Krankenhaus. Victor Zamora kann aber die Klinik morgen verlassen. Er leidet unter Zahnproblemen.

Auf dem Programm der chilenischen Bergleute standen Grill- und Straßenfeste und ruhige Momente mit der Familie. So verbrachte Ariel Ticona die ersten Tage mit seiner Tochter Esperanza (Hoffnung), die geboren wurde, als ihr Vater in 700 Meter Tiefe auf Rettung wartete. Straßenfeste waren unter anderem für den mit 63 Jahren ältesten Verschütteten, Mario Gómez, und für den früheren Profifußballer Franklin Lobos angesetzt.

Die Bergleute haben Promi-Status erreicht, werden gefeiert wie Nationalhelden und überhäuft mit Geschenken und Einladungen. Ihre längste Schicht dürfte tatsächlich auch ihre letzte gewesen sein: Sie erhielten zahlreiche Jobangebote sowie Buch- und Filmverträge. Ein lokaler Geschäftsmann schenkte jedem der Geretteten umgehend 10 000 Dollar, Apple-Chef Steve Jobs ließ jedem einen neuen MP3-Player (iPod) schicken, eine griechische Firma lud sie zu einem Insel-Urlaub ein. Die Fußball-Klubs Manchester United und Real Madrid wollen die Arbeiter, zumeist begeisterte Fußballfans, zu Spielen nach Europa einladen.

Unterdessen sind bei einer Explosion in einer Kohlemine in der zentralchinesischen Provinz Henan 26 Kumpel ums Leben gekommen. Elf Bergleute sind noch in der Mine eingeschlossen. Rettungskräfte versuchen, zu den Bergarbeitern vorzudringen, was allerdings mit großen Risiken verbunden ist, da die Gaskonzentration in den Stollen sehr hoch ist und Steinschläge drohen.

Chiles Staatschef Sebastian Piñera, der auf Europareise ist, hat China Hilfe angeboten. "Wenn wir irgendwie helfen können - sie können auf uns zählen", sagte er in London.