Mit der Kapsel “Fénix“ werden die Minenarbeiter geborgen

San José. Seit mehr als zwei Monaten sind die 33 Bergleute, 32 Chilenen und ein Bolivianer, in der Mine San José in der Atacama-Wüste in 700 Metern Tiefe eingeschlossen. 17 Tage lang gab es kein Lebenszeichen von ihnen. Am 22. August aber traf eine der vielen Suchbohrungen den Stollen, in dem sich die Arbeiter in einen Schutzraum geflüchtet hatten. Per Sonde konnten sie Nachrichten an ihre Angehörigen schicken. Heute soll die Bergungsaktion beginnen. Gestern hatten die Behörden den Beginn der Aktion um mehrere Stunden vorverlegt - und zwar auf ein Uhr nachts mitteleuropäischer Zeit.

Am vorvergangenen Sonnabend hatten die Bohrungen die verschütteten Kumpel erreicht. Jetzt ist der Rettungsschacht fertig. Die Rettung ist akribisch geplant, alle möglichen Pannen seien durchgespielt worden.

Zunächst werden vier Rettungskräfte in der von der chilenischen Marine entwickelten Kapsel "Fénix" über den Bergungsschacht zu den Eingeschlossenen heruntergelassen. Die kaum mehr als schulterbreite Kapsel ist 3,95 Meter hoch und wiegt knapp eine halbe Tonne. Die Verschütteten werden von den Rettungskräften in ihrem Schutzraum über den Ablauf der Rettung informiert, außerdem werden sie von einem Mediziner untersucht.

Danach werden die Kumpel einzeln nach oben gezogen. Für die Rettung eines jeden Bergmanns werden 55 Minuten veranschlagt. Die Kapsel brauche etwa 20 Minuten, um nach unten gelassen zu werden, sagt ein an der Rettungsaktion beteiligter Ingenieur. Dann würden etwa 20 Minuten für das Einsteigen erwartet und weitere 15 Minuten für das Hochziehen.

Die Männer werden während des Hochziehens über eine in der Kapsel angebrachte Kamera überwacht.

Da nicht ausgeschlossen werden kann, dass die Kapsel im Rettungsschacht stecken bleibt, sollen zunächst die körperlich fittesten Arbeiter nach oben gehievt werden. Glücken die ersten Bergungen, folgen die Schwächsten, zum Schluss sind die psychisch stabilsten Bergleute an der Reihe. Nach spätestens zwei Tagen sollen alle oben sein.

Nach ihrer Ankunft an der Erdoberfläche werden die Bergmänner sofort in eine provisorische Krankenstation gebracht und dort von Ärzten untersucht. Sollte es ihnen gut gehen, werden sie in ein Zelt geführt, in dem sie ihre Familien treffen.

Anschließend werden die Kumpel per Hubschrauber in ein Krankenhaus in der nahe gelegenen Stadt Copiapo geflogen. Dort stehen mindestens zweitägige Folgeuntersuchungen an.

4000 Menschen, darunter zahlreiche Medienvertreter, werden von den Behörden als Zuschauer an der Mine von San José erwartet. Die Polizei hat 350 Beamte abgestellt, um das Gebiet zu sichern.