Der Schauspieler Tony Curtis starb im Alter von 85 Jahren. Nach einem Leben reich an Frauen, Triumphen, aber auch Tiefschlägen.

Las Vegas. Wenn ein Filmschauspieler nicht einmal im Abspann erwähnt wird und er trotzdem Tausende Fanbriefe bekommt, dann muss er entweder was können oder unverschämt gut aussehen. Für Tony Curtis traf beides zu. Er war einer der bekanntesten Schauspielern Hollywoods, doch den "Oscar" erhielt er nie.

In Henderson bei Las Vegas hatte Curtis mit seiner fünften und 42 Jahre jüngeren Frau Jill Vandenberg die letzten Jahre seines Lebens als viel beachteter Maler verbracht, gehandicapt durch eine Lungenerkrankung. Als er die blonde Reitlehrerin 1998 unter großem Presserummel heiratete, gaben viele der Ehe keine Chance. Doch Jill Vandenberg war in seinen letzten Stunden an seiner Seite, als er vier Monate nach seinem 85. Geburtstag für immer die Augen schloss.

Curtis' erste Ehefrau war Janet Leigh, berühmt durch ihr tödliches Duschbad in Hitchcocks "Psycho". Ihre beiden Töchter wurden selbst Schauspielerinnen, Jamie Lee ("Ein Fisch namens Wanda") sogar ein Weltstar.

Im Jahre 1961 lernte der Charmebolzen dann Christine Kaufmann kennen. Er verließ für das erst 16 Jahre alte deutsche Fräuleinwunder seine Frau. Die Ehe, 1963 geschlossen, hielt nur vier Jahre. Aus der Verbindung gingen zwei Kinder hervor, für die er später das Sorgerecht bekam. Vier Tage nach der Scheidung heiratete Curtis ein Fotomodell. Später verriet er in seiner vielbeachteten Biografie: "Ich war dumm, diese Frau ziehen zu lassen." Christine Kaufmann sagte jetzt der "Bunten": "Es ist, als wenn die Zeit stirbt. Ich war trauriger, als ich gedacht habe."

Curtis verschwieg vor gut einem Jahr auch nicht, dass er Marylin Monroe nach Drehschluss auf dem Set von "Manche mögen's heiß" verführt haben will. Die Schauspielerin soll damals von ihm schwanger gewesen sein, habe jedoch eine Fehlgeburt erlitten.

So rastlos wie im Privatleben - in dem er immer mal wieder auch durch exzessiven Alkohol- und Drogenmissbrauch auffiel - war Curtis auch im Filmbusiness unterwegs. "Wo ich herkomme, ist gutes Aussehen ein Pass zum Entkommen aus dem Mülleimer", hatte er einmal gesagt. Er war als Bernhard Schwartz in der New Yorker Bronx aufgewachsen. Sein jüdischer Vater Mono Schwartz war ein bekannter ungarischer Schauspieler gewesen, doch in den USA an der Sprache gescheitert und arbeitete als Schneider.

Mit elf Jahren war Bernhard Mitglied einer Straßenbande, doch am meisten fürchtete er die Prügel seiner Mutter. Sein jüngerer Bruder Julie wurde von einem Lastwagen überfahren, als er auf ihn aufpassen sollte. Bobby, sein anderer Bruder, war geisteskrank.

So konnte Curtis in "Brut des Satans" (1949) praktisch sich selbst spielen. Diese Rolle verschaffte ihm weitere Auftritte in zahllosen Kostüm- und Abenteuerfilmen.

In "Flucht in Ketten" mit Sidney Poitier überzeugte er später auch als dramatischer Schauspieler. Als Curtis Ende der 1960er-Jahre als "Mann von gestern" angesehen wurde, nahm er die Hauptrolle in der britischen Fernsehserie "Die Zwei" ("The Persuaders") an, in der er als amerikanischer Playboy "Danny Wilde" mit dem britischen "Lord Brett Sinclair" (Roger Moore) lustige Kriminalfälle zu lösen hatte. Nie zuvor hatte ein Hollywoodstar die Hauptrolle in einer TV-Serie übernommen, doch Curtis hatte die zunehmende Bedeutung des Fernsehens erkannt und ebnete damit vielen Kollegen den Weg. Während die Serie in den USA floppte, wurde sie in Europa ein Erfolg und erlangte dank der Synchronisation des ZDF-Autors Rainer Brandt hierzulande Kultstatus.

Privat war Curtis alles andere als ein Komiker, zweifelte häufig an sich selbst und fühlte sich für den Drogentod seines 22 Jahre alten Sohnes Nicolas (1994) mitverantwortlich. Als er nach seiner Grabinschrift gefragt wurde, antwortete er: "Nobody's perfect!" Es ist der Schlusssatz des Billy-Wilder-Filmklassikers "Manche mögen's heiß".