Mindestens sechs Tote bei Explosion einer Gasleitung in San Francisco. Ganzes Wohnviertel am Flughafen in Flammen

San Francisco. Es ist der Albtraum eines jeden Gaskunden. Es riecht nach Gas, man informiert den Anbieter, und der reagiert nicht, bis es zu spät ist. So geschehen am Freitag in San Francisco (US-Staat Kalifornien). In der Nähe des Flughafens ist eine Gasleitung explodiert und hat ein ganzes Wohnviertel in Brand gesetzt. Acht Stunden später waren die Brände immer noch nicht unter Kontrolle, mindestens sechs Menschen starben nach Angaben der Feuerwehr. Dutzende Bewohner wurden verletzt, 53 Häuser zerstört, weitere 123 Gebäude schwer beschädigt. Der stellvertretende Gouverneur von Kalifornien, Abel Maldonado, rief für den Bezirk San Bruno den Notstand aus.

Die Detonation riss ein riesiges Loch in den Boden

Augenzeugen berichteten, die Detonation habe einen Krater von der Größe einer mehrspurigen Straßenkreuzung hinterlassen. "Ich hörte einen Lärm wie von einem tief fliegenden Flugzeug, dann wackelte plötzlich das Haus", sagte Tina Diloia, die sich während des Unglücks mit ihrem Baby in ihrer Wohnung aufhielt. Sie habe eine zweite Explosion gehört. "Ich ging nach draußen, und es fielen Häuserteile vom Himmel. Es sieht aus, als würde die ganze Bergseite brennen", erzählte die junge Frau. Ein anderer Bewohner berichtete von einem "riesigen Feuerball". "Schlimmer als die Explosion war die Hitze - eine enorme Hitzewelle, die alle Luft aufsog."

Binnen Minuten stand ein ganzer Straßenzug in Flammen, Menschen rannten in Panik davon, andere schossen fasziniert Fotos mit ihren Handys, vom Himmel regnete es Glassplitter und Trümmer. Unter einer Straße von San Bruno war eine Erdgasleitung geborsten. Wie aus einem gewaltigen Bunsenbrenner schossen die Flammen aus dem Leck in alle Richtungen und setzten Häuser und Autos in Brand. Trotz des Einsatzes von Löschflugzeugen und -hubschraubern gelang es den Feuerwehrleuten erst am Freitagabend, das Inferno unter Kontrolle zu bringen.

San Bruno liegt in der Nähe des Flughafens von San Francisco. Einige Anwohner befürchteten zunächst den Absturz eines Flugzeugs, als sie die Explosion hörten. "Erst haben wir einen lauten Knall gehört, dann wackelte das ganze Haus", erzählten die Brüder Bob und Ed Pellegrini dem örtlichen Sender ABC. "Es sah aus wie die Hölle auf Erden", schilderte Bob. Sie konnten nur durch den Garten entkommen, denn vorne zur Straße hin war es zu heiß. "Das Haus ist zerstört. Ich habe nichts mehr, alles ist weg", sagte Ed. Auch andere Hausbewohner ergriffen sofort die Flucht, es blieb keine Zeit, um Habseligkeiten zu packen. Rund 100 Menschen fanden in Notunterkünften Zuflucht.

In Deutschland sichert ein System von Absperrventilen die Gasleitungen

Nach dem ersten Schock wurden bereits wütende Stimmen über mögliche Versäumnisse des Stromversorgers PG&E laut. Firmenchef Chris Jones sprach von einer "Tragödie", deren Ursache gründlich nachgegangen werde. Medienberichten zufolge hatten Anwohner schon Tage zuvor Gasgeruch vernommen und den Behörden gemeldet. Ein Mann schimpfte vor den schwelenden Überresten seiner Nachbarschaft, dass der Energiekonzern auf die Beschwerden nicht reagiert habe.

In Deutschland verhinderten ausgeklügelte Absperrventile in den Leitungen eine Katastrophe solchen Ausmaßes, erläuterte der Vizepräsident des Deutschen Feuerwehrverbandes, Hartmut Ziebs.