Sowohl Nordrhein-Westfalens Innenminister Ralf Jäger als auch die Stadt Duisburg sehen vor allem den Veranstalter in der Schuld.

Düsseldorf. Elf Tage nach der Loveparade-Katastrophe in Duisburg sieht Nordrhein-Westfalens Innenminister Ralf Jäger (SPD) vor allem den Veranstalter in der Schuld . Wenn das Sicherheitssystem des Veranstalters funktioniere, müsse die Polizei nicht zu Hilfe gerufen werden, sagte Jäger gestern in der Sitzung des Innenausschusses im Düsseldorfer Landtag, der sich mit der Tragödie beschäftigt, bei der am 24. Juli 21 Menschen zu Tode kamen und mehr als 500 verletzt wurden. Zugleich wies Jäger Anschuldigungen gegen die Polizei zurück. Es gehe nicht an, die Polizei zum Sündenbock für Versäumnisse des Veranstalters und der Stadt Duisburg zu machen.

Zuvor hatte die Stadt Duisburg dem Innenministerium einen 32-seitigen Zwischenbericht zur Loveparade-Katastrophe über ein Anwaltsbüro zugestellt. Oberbürgermeister Adolf Sauerland (CDU) bezeichnete den Bericht als "vorläufige Stellungnahme" der Stadt und kündigte in den nächsten drei Wochen eine weitere rechtliche Stellungnahme der Kommune zu den Vorfällen an. Nach Angaben der Anwaltskanzlei Heuking-Kühn-Lüer-Wojtek liegen ihr bislang "keine Erkenntnisse dafür vor, dass Mitarbeiter der Stadt Duisburg ihre gesetzlichen Pflichten verletzt hätten und auf diese Weise zum Unglück beigetragen oder es gar verursacht hätten".

Wie es in dem Zwischenbericht weiter heißt, gebe es jedoch verschiedene Umstände, "aus denen sich schließen lässt, dass Dritte gegen Vorgaben und Auflagen der Genehmigungen der Stadt Duisburg verstoßen" haben. Innenminister Jäger versprach im Innenausschuss, alles zu tun, um mehr Klarheit darüber zu bekommen, was sich zugetragen hat. Er nannte es "ein Armutszeugnis, wie mühsam es hier ist, von der Stadt und vom Veranstalter zu erfahren, was geschehen ist". Jäger kündigte eine Bundesratsinitiative an, um solche Katastrophen bei Großveranstaltungen zu verhindern. Notwendig seien "hohe, klare und verbindliche Qualitätsanforderungen" an die Sicherheitskräfte und Ordner des Veranstalters.

Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) schlug in der "Bild"-Zeitung vor, ähnlich wie beim Katastrophenschutz sollten die Bundesländer ein Eingriffsrecht in die Organisation von Großveranstaltungen erhalten, "wenn sie den Eindruck haben, dass die Kommune überfordert ist". "Entweder sie verbieten die Veranstaltung in so einem Fall - oder sie übernehmen selbst die Durchführung und Verantwortung", sagte de Maizière.