2019 soll ein Überwachungssystem Kollisionen von Satelliten mit Weltraumschrott verhindern. Derzeit kreisen etwa 6.000 Tonnen Schrott im Orbit.

Bremen. Die Gefahr von Kollisionen im All nimmt weiter zu. Weltraum schrott und Satelliten kommen sich nach Einschätzung der europäischen Raumfahrtbehörde ESA immer näher. Unter anderem deshalb bereitet die ESA ein Weltraumüberwachungssystem ab dem Jahr 2019 vor, wie der Professor Heiner Klinkrad am Dienstag auf dem Weltraumforscherkongresses COSPAR in Bremen erklärte.

Mit dem Programm sollen ausgediente Satelliten, Reste von Antrieben oder Explosionsfragmente geortet werden. Ziel ist, Satellitenbetreiber vor Kollisionen zu warnen, damit sie Satelliten aus der Gefahrenzone manövrieren können. Die Säuberung des Alls von Schrott ist aber nicht Teil des Vorhabens.

Derzeit kreisen Klinkrad zufolge 6.000 Tonnen Weltraumschrott im Orbit. Nach amerikanischer Katalogisierung sind von den rund 21.000 erfassten Objekten ab zehn Zentimetern Größe allein 5.000 alte Satelliten. Bislang kam es zu drei Zusammenstößen mit Schrott. 2009 stießen erstmals zwei aktive Satelliten zusammen. Laut Prognosen ist inzwischen alle fünf Jahre mit Kollisionen und ihren kostspieligen Folgen zu rechnen, wie Klinkrad berichtete.

Bislang ist Europa bei der Beschaffung von Daten von anderen Ländern und besonders den USA abhängig. Das europäische Ortungssystem soll dieselbe Genauigkeit erreichen wie das amerikanische. Es soll sich allerdings auf erdnahe Umlaufbahnen und den geostationären Orbit beschränken. Im Rahmen des Vorbereitungsprogramms werden Radarsysteme gesucht, bis 2012 soll ein Prototyp entwickelt werden.

Neben der Entwicklung einer Schrottortung will die ESA auch Gefahren wie Kollisionen mit erdnahen Objekten wie Asteroiden oder Meteoriten oder Sonnenstürme und Partikelstrahlung abwehren. Das Sonnenwetter kann die Funktion von Satelliten im All, aber auch die Telekommunikation auf der Erde beeinträchtigen. Hier seien verlässliche Prognosen des Weltraumwetters das Ziel, wie der Programmleiter Juha-Pekka Luntama erläuterte. Zudem will die ESA Analysemethoden für Satellitenbetreibern bereitstellen, mit denen sie Auswirkungen auf ihre Anlagen berechnen können.

COSPAR ist der größte Weltraumforschungskongress der Welt. Noch bis Sonntag tauschen sich in Bremen 3.600 Teilnehmer aus 57 Nationen über neueste Erkenntnisse der Wissenschaft aus.