Millionenbetrüger Dieter Frerichs nahm sich das Leben, als die Polizei ihn auf Mallorca festnehmen wollte

Palma de Mallorca. Für viele war er nur der schöne Dieter. Weil er so stattlich war mit seinen 1,90 Meter Größe. Und seine Augen auch mit 72 Jahren noch nicht den Glanz verloren hatten. Das Leuchten von einst, als Dieter Frerichs in den 70er-Jahren gern zur Münchner Schickeria gehörte und noch mit Karl Heckl, später Präsident des Turn- und Sportverein München 1860, das berühmte Spatenhaus an der Münchner Oper leitete. Schon damals brachte vor allem eines seine Augen zum Leuchten: Geld.

Am Sonnabend hat sich Dieter Frerichs auf Mallorca erschossen, als er von drei Polizeibeamten auf dem Grundstück seiner Villa in Cala Nova verhaftet werden sollte. Das bestätigten die spanischen Behörden gestern Abend, nachdem bei der Obduktion im Schädel des Toten eine Kleinkaliberkugel gefunden worden war. Der Schuss wurde aus der kleinen deutschen Pistole abgefeuert, die Dieter Frerichs kurzerhand aus dem Rucksack neben seiner Sonnenliege gezogen hatte. Er starb wenig später in einem Krankenhaus. Frerichs' Stieftochter, das Exmodel Fiona Ferrer, hatte der Polizei die Schuld an seinem Tod gegeben.

Dieter Frerichs, Jahrgang 1938, wurde mit internationalem Haftbefehl gesucht, weil er in einen der größten Betrugsskandale der Bundesrepublik verwickelt gewesen sein soll. Er wurde verdächtigt, mit dem Unternehmer Helmut K., der seit einigen Monaten in U-Haft sitzt, 10 000 Kleinanleger und Banken um mindestens 200 Millionen Euro betrogen zu haben.

K., ein gelernter Diplompsychologe aus Aschaffenburg, der lange als freiberuflicher Verkäufer von Bandenwerbung sein bescheidenes Einkommen bestritten hat, entdeckte in den 90er-Jahren sein Händchen fürs Spekulieren. Er machte Gewinne. Seine Bekannten waren begeistert. Schließlich vertrauten ihm die Ersten ihre Ersparnisse an. K. war endlich wer. 1996 gründete er K1 Fonds, eine Gesellschaft bürgerlichen Rechts. Eine Lizenz zum Geldverwalten hatte er nicht, dafür gewann er einen Exbanker. Doch K. sagte, wo es langging. K. konnte gut reden.

Und er konnte viele Menschen davon überzeugen, dass sie ihm ihr Geld anvertrauen für eine todsichere Sache mit atemberaubenden Gewinnaussichten. Den kleinen Leuten, die ihre Sparbücher plünderten und dankbar waren, dass sie schon mit 5000 Euro dabei sein durften. Bei einem Geschäft, das es nur in Prospekten gab. Aber auch die großen Banken glaubten ihm. 1999 verwaltete K. 13 Millionen Mark. Zwei Jahre später gründete er die Firmen K1 Global und K1 Invest. Geschäftsadresse: Jungferninseln. Tatsächlich wurden die vermeintlichen Geschäfte von einem kleinen Büro in Palma geleitet. Direktor war Dieter Frerichs. Als K. in dem Lebemann den richtigen Partner entdeckte, war Frerichs längst kein Gastwirt mehr.

Mit den K1-Fonds stiegen er und Helmut K. ins ganz große Geschäft ein

In den 80er-Jahren hatte er sein Geld als Immobilienhändler verdient. Mit K. machte er das große Geschäft. Immer wieder wurde vor den K1-Fonds gewarnt, die Anleger vertrauten K. und Frerichs trotzdem. Selbst Banken wie J.P. Morgan oder Barclays gaben Geld. Insgesamt verfügten K. und Frerichs zum Schluss über mehr als 200 Millionen Euro. Wollte ein Anleger seinen Gewinn, bekam er das Geld. Allerdings handelte es sich nur um das Geld, das ein anderer eingezahlt hatte. Jahrelang funktionierte das so.

Bis zur Finanzkrise 2009, als zu viele Anleger auf einmal plötzlich Geld haben wollten und feststellen mussten, dass alles nur eine große Blase war. Die Banken zeigten K. an. Das Amtsgericht Würzburg erließ Haftbefehl. Während K. in Deutschland in U-Haft kam, räumte Frerichs sein Büro.

Am 13. April 2010 verhaftete die spanische Bundespolizei Frerichs. Bei der Vernehmung soll er erzählt haben, dass er ein schwaches Herz habe. Am 4. Mai kam er gegen Auflagen wieder frei. Eine Auslieferung nach Deutschland wurde nicht veranlasst. Noch nicht.

Am Sonnabend kam die Polizei wieder. In Deutschland drohten Frerichs 15 Jahre Haft. Augenzeugen berichteten, er habe den Polizisten kurz vor seinem Tod zugerufen: "Ich sterbe lieber vorher, als dass ich ins Gefängnis gehe."