Rührender Blog der Mutter über den Kampf der Tochter zieht Schweden in den Bann

Stockholm. Denise kam viel zu früh zur Welt. Ihre Mutter wäre sonst gestorben. Das Frühchen war bei der Geburt nur 29 Zentimeter groß und wog 399 Gramm. Selbst Denises Mutter, die Schwedin Lisa Decker, 27, gab ihrem Kind kaum eine Chance. "Ich hatte Panik. Ich dachte, sie wird sterben. Aber sie sollte wenigstens einen Namen haben. Noch während des Kaiserschnitts fiel mir der Name Denise ein."

Aber das federleichte Frühchen überlebte, und heute nehmen Tausende Schweden tagtäglich am Schicksal von Mutter und Kind teil. Denn die junge Frau berichtet über den langen Weg zum Leben in ihrem Blog.

Bis zur 22. Schwangerschaftswoche verlief alles ganz normal, aber dann erkrankte Lisa Decker. Ihr Gesicht und ihre Hände schwollen an, sie hatte unerträgliche Schmerzen, erst nur in den Händen, dann überall, hauptsächlich im Bauch. Ihr Blutdruck stieg auf dramatische 200/130. Schließlich kam sie mit Blaulicht in das Krankenhaus der nordschwedischen Stadt Umeå. Die Ärzte diagnostizierten das HELLP-Syndrom, eine besonders schwere Form der Schwangerschaftsvergiftung. Lisa Decker wurde trotz Infusionen immer schwächer. Schließlich mussten die Ärzte die schwere Entscheidung treffen: Mutter oder Kind? Sie entschlossen sich zum Kaiserschnitt. Die Ärzte zeigten den Winzling Lisa Decker nur kurz. Sie weinte hemmungslos und flüsterte: "Mein Gott, ist sie klein." Es war der 14. November 2011.

Die junge Frau hatte - wie viele werdende Mütter in Schweden - in einem Blog über ihre Schwangerschaft berichtet. Nun postete sie am 15. November ein Foto von Denise mit den kurzen Worten: "Unsere kleine Denise kämpft so tapfer. Sie kam 17 Wochen zu früh zur Welt und wiegt 399 Gramm. Wir sind in guten Händen und kämpfen eine Stunde nach der anderen." Der Eintrag klingt munter, aber die Familie machte in den Wochen darauf schwere Zeiten durch. Lisa Decker selbst erholte sich nur langsam von ihrer schweren Schwangerschaft und dem Kaiserschnitt. Auch Denise schien dem Tod näher als dem Leben zu sein. Als das Baby gerade mal vier Tage alt war, konnten Lisa und ihr Mann Frederik Decker die Kleine das erste Mal kurz besuchen.

Das Schreiben sieht die junge Mutter als Therapie an

Aber Lisa Decker konnte es nicht ertragen, ihr Baby so zu sehen. Da entschloss sich die Schwedin, ihren Blog weiterzuschreiben. "Das ist meine Therapie, und ihr alle seid meine Therapeuten." Es war ihr Weg, die Angst zu besiegen. "Ich werde jeden Tag schreiben, ich will schreiben, schreiben, schreiben. Am liebsten würde ich das Ende sofort schreiben, aber so ist es mit einem Albtraum. Es kann noch so vieles passieren."

Ihr Blog hat sich inzwischen zu einem packenden Dokument entwickelt, das zeigt, wie viele Sorgen, aber auch Hoffnungen mit der Geburt eines so kleinen Frühchens verbunden sind. Kaum glauben die Eltern, eine Krise überstanden zu haben, da kommt die nächste, und alles scheint hoffnungslos zu sein. "Ein Arzt erklärte mir alles. Warum soll ich das alles wissen? Er erklärte mir die kalten Fakten, aber er hat mir alle meine Hoffnungen genommen. Ich möchte nicht wissen, wie hoch ihre Chancen sind oder was in einigen Monaten sein wird. Dabei geht es ihr nicht schlechter, ihr Zustand ist stabil."

Zu den üblichen Sorgen kam noch eine erschreckende Diagnose: Denise war mit einem bei Frühgeburten nicht unüblichem Herzfehler zur Welt gekommen. Die Ärzte begannen mit einer Behandlung. Ende November konnte Lisa Decker die Kleine per Brusttasche an ihrem Körper wärmen. Es waren glückliche Stunden - und angstvolle, denn Lisa Decker hatte sich einen schweren Husten geholt und Sorge, ihr Kind anzustecken. Später stellten die Ärzte fest, dass der Darm des Babys extrem porös war. Wochen der Angst folgten, die nur hin und wieder von kurzen Lichtblicken unterbrochen wurden.

Denise wuchs zwar langsam, schien sich aber ansonsten kaum zu entwickeln. Sieben Wochen nach der Geburt musste Lisa feststellen, dass ihre Denise immer noch auf nichts reagiert. "Das tut so weh. Am liebsten würde ich sie in den Arm nehmen und ganz fest an mich drücken. Aber das geht ja nicht. Im Moment sieht alles sehr schwarz aus, ich habe keine große Hoffnungen mehr. Ich darf gar nicht daran denken, dass sie jetzt sterben könnte."

Dieser Eintrag vom 9. Januar ist inzwischen Geschichte, denn die kleine Denise scheint es wirklich zu schaffen. Inzwischen durfte sie sogar zum ersten Mal gebadet werden, und die Eltern fahren die Kleine im Kinderwagen über den Krankenhausflur. Denise wiegt inzwischen 1384 Gramm und ist fast 40 Zentimeter groß. Auf einigen Fotos, die Lisa dieser Tage in ihrem Blog veröffentlicht hat, sieht es fast so aus, als könne Denise inzwischen sogar schon lächeln. "Sie hat eine Kämpferseele. Aber es liegt noch ein weiter Weg vor uns." Immerhin wird das Baby nicht mehr künstlich ernährt, sondern bekommt Muttermilch. Die Ärzte werten das als großen Erfolg.