Wiesbaden. Von Rockerfrieden keine Spur: Trotz des offiziellen Stillhalteabkommens zwischen den Hells Angels und den Bandidos halten die Revierkämpfe der Motorradgangs an. Es sei auch 2011 zu den "fast schon traditionellen körperlichen Auseinandersetzungen" zwischen verfeindeten Gruppen gekommen, sagte der BKA-Abteilungsleiter Schwere und Organisierte Kriminalität, Peter Henzler.

Der öffentlichkeitswirksame Friedensschluss zwischen den beiden Rockergangs für ein Jahr, der demnächst ausläuft, habe keine langfristigen Folgen gehabt: "Auf der oberen Ebene hat man sich still verhalten, auf der darunterliegenden hat man so weitergemacht." Auch die verabredete Zurückhaltung bei der Expansion hätten beide Seiten längst aufgegeben. "Das ist definitiv beendet, weil es zwischenzeitlich eine Reihe von Neugründungen sowohl bei den Bandidos als auch Hells Angels gegeben hat", sagte Henzler.

Im Bereich organisierte Kriminalität waren 2010 insgesamt 57 Verfahren gegen Rockergruppen oder Banden mit Verbindungen zu Rockerklubs geführt worden. "Insgesamt gesehen bewegten sich diese Straftaten 2011 in etwa auf dem Niveau von 2010", schätzt Henzler. Genaue Zahlen gebe es noch nicht. Das Kerngeschäft der Rocker spiele sich nach wie vor im Rotlichtmilieu ab. Es würden Verfahren wegen räuberischer Erpressung, Menschenhandels und Zuhälterei geführt. Die Hells Angels sind die mitgliederstärkste Gruppierung, gefolgt von den Bandidos. Derzeit geht das BKA von 121 kriminellen Rockergruppierungen in Deutschland mit etwa 500 regionalen Untergruppen und rund 6500 Mitgliedern aus.