US-Präsident spielt Golf am Wochenende und BP-Boss Tony Hayward entspannt sich bei Jacht-Rennen. Die Betroffenen der Ölpest sind verärgert.

Empire. Die Ölpest im Golf von Mexiko entwickelt sich immer mehr zu einem PR-Desaster nicht nur für BP, sondern auch für US-Präsident Barack Obama. Küstenbewohner von Louisiana bis Florida reagierten empört auf Berichte, dass Obama und Vizepräsident Joe Biden sich am Samstag in Washington bei einer Runde Golf entspannten. In Twitter-Diskussionen wurde ihr Verhalten mit dem von BP-Vorstandschef Tony Hayward verglichen, der sich am Samstag bei einem exklusiven Jacht-Rennen auf der Isle of Wight vergnügte.

Die sich ausbreitende Empörung über das Verhalten der Oberen spiegelte sich auch in Umfragen wider: Mehr als die Hälfte – 52 Prozent – der in einer Umfrage von AP-GfK befragten US-Bürger bezeichneten Obamas Krisenmanagement als unzureichend. Ein Fischer in Grand Isle in Louisiana, Dwayne Price, reagierte sarkastisch: „Es sieht so aus, als ob sich unsere Regierung und die Chefs von BP später drum kümmerten.“

Die BP-Presseabteilung versuchte unterdessen, für Verständnis für Haywards Ausflug zur Jacht-Regatta zu werben: Sprecher Robert Wine wies darauf hin, dass es Haywards erste Pause seit der Explosion der Ölplattform „Deepwater Horizon“ am 20. April sei, bei der elf Arbeiter ums Leben kamen. „Er hat ein paar Stunden mit seiner Familie verbracht. Ich bin sicher, dass jeder dafür Verständnis haben kann“, sagte Wine. Haywards Jacht „Bob“ belegte bei der Regatta in ihrer Klasse den vierten Platz. Der Wert der 16 Meter langen Jacht beträgt einschlägigen Listen zufolge fast 700.000 Dollar (565.000 Euro).

„Wir können nicht einmal mehr zum Fischen rausfahren, und er geht zu Jacht-Rennen“, schimpfte Küstenbewohner Bobby Pitre aus Louisiana. „Ich wünschte, wir könnten uns auch einmal einen Tag frei vom Öl nehmen.“ Mike Strohmeyer aus Louisiana sagte, Hayward sei „einfach gefühlskalt“. „Ich denke, er sollte mit jemandem da draußen sein und versuchen, das Leck zu stopfen.“

Hayward war tags zuvor von seinem Verwaltungsratschef Carl-Henric Svanberg von dem täglichen Krisenmanagement in der Katastrophenregion entbunden worden. Hayward übergebe diese Aufgabe nun an Geschäftsführer Bob Dudley, sagte Svanberg dem Sender Sky News. Hayward hatte auf dem Höhepunkt der Krise mit seiner Aussage, er wolle sein altes Leben zurück, schon einmal für eine Welle der Empörung in den USA gesorgt.

Am Donnerstag hatte der Chefmanager des britischen Ölkonzerns bei einer stundenlangen Anhörung im US-Kongress zahlreiche Abgeordnete verärgert, weil er viele Fragen nicht beantwortete. Immer wieder antwortete er mit Sätzen wie „Darüber weiß ich nichts“, „Ich bin kein Ingenieur“, „Ich war nicht an dem Entscheidungsprozess beteiligt“.

Der Ölkonzern Anadarko Petroleum, der zu 25 Prozent an der von BP betriebenen Ölquelle im Golf von Mexiko beteiligt ist, warf BP vor, rücksichtslose Entscheidungen und Handlungen des Unternehmens hätten zu der Katastrophe geführt. Anadarko-Chef Jim Hackett reagierte damit auf Forderungen, Anadarko solle sich auch an den Kosten für die Beseitigung der Schäden beteiligen. Die Tragödie hätte verhindert werden können und sei das direkte Ergebnis des rücksichtslosen Vorgehens von BP. Hayward wies dies zurück und erklärte, neben BP seien vermutlich auch andere für das Unglück verantwortlich und müssten zu ihren Verpflichtungen stehen.