Walter Mixa räumt Ohrfeigen ein, zählt diese aber nicht als Prügel. Der SPD-Politiker Franz Maget forderte den Rücktritt des Bischofs.

Augsburg/Schrobenhausen/Paris/Rom. Der Augsburger Bischof Walter Mixa hat zugegeben, Heimkinder geohrfeigt zu haben. Mixa stand bisher durch Vorwürfe unter Druck, früher als Pfarrer im Kinderheim St. Josef in Schrobenhausen Kinder geschlagen zu haben. In neuen Aussagen macht er nun einen Unterschied zwischen Prügel und Ohrfeigen.

„Wenn jetzt das Thema auf die Frage nach Ohrfeigen zugespitzt wird, will ich ganz ehrlich sagen, dass ich als langjähriger Lehrer und Stadtpfarrer im Umgang mit sehr vielen Jugendlichen die eine oder andere Watsch'n von vor zwanzig oder dreißig Jahren natürlich nicht ausschließen kann“, teilte Mixa der Nachrichtenagentur dpa schriftlich mit. „Das war damals vollkommen normal und alle Lehrer und Schüler dieser Generation wissen das auch.“

Der SPD-Politiker und Landtagsvizepräsident Franz Maget forderte Mixas Rücktritt. Zeitgleich haben Ermittlungen des Sonderbeauftragten Sebastian Knott Tätlichkeiten Mixas als damaliger Stadtpfarrer bestätigt. In einer eidesstattlichen Erklärung habe ein ehemaliges Heimkind erklärt, ihm sei im Jahr 1976 vom damaligen Stadtpfarrer „mit voller Wucht ins Gesicht“ geschlagen worden. Das berichtete Knott am Freitag in Schrobenhausen. Der Betroffene sei als 16-Jähriger vom Heim weggelaufen und von der Polizei zurückgebracht worden. Ein anderes Heimkind berichtete, im Zeitraum von 1990 bis 1997 von Mixa eine Ohrfeige bekommen zu haben. Der Bischof hatte stets bestritten, Kinder geschlagen zu haben. Dabei bleibe er auch, was mehr als Ohrfeigen betreffe. „Zu den Vorwürfen wegen schwerer körperlicher Züchtigungen, die in der „Süddeutschen Zeitung“ gegen mich erhoben worden sind, habe ich von Anfang an klar gesagt, dass ich zu keinem Zeitpunkt körperliche Gewalt gegen Kinder und Jugendliche angewandt habe.“ Bei diesen Prügelvorwürfen sei es um schwere körperliche Züchtigungen gegangen. „Solche hat es durch mich nie gegeben“, teilte Mixa wörtlich mit. „Falls es zu Ohrfeigen gekommen sein sollte, bedauere ich das heute aufrichtig. Meine Einladung zum Gespräch an die Frauen und Männer, die Vorwürfe gegen mich erhoben haben, bleibt bestehen.“

In seiner Funktion als Vorsitzender des Münchner Vereins Kirche und SPD forderte Maget, dass Mixa sein Amt zumindest bis zur Klärung der gegen ihn erhobenen Vorwürfe der Kindesmisshandlung und möglicherweise finanzieller Unregelmäßigkeiten ruhen lasse. „Jeder Bischof hat das Recht, jederzeit sein Amt niederzulegen, davon sollte Bischof Mixa jetzt Gebrauch machen, um weiteren Schaden von der katholischen Kirche abzuwenden“, sagte Maget laut Mitteilung.

Kardinal dankte für Verschweigen von Sexskandal

Unterdessen wurde bekannt, dass ein französischer Bischof auf die Anzeige eines pädophilen Priesters verzichtete und dafür ein Dankesschreiben eines ranghohen Kardinals bekam. Ein aus dem Jahr 2001 stammender Brief des damaligen Präfekten der Kongregation für den Klerus, Darío Castrillón Hoyos, dürfte die katholische Kirche weiter in Bedrängnis bringen. Vatikansprecher Federico Lombardi bestätigte am Donnerstagabend die Existenz des kürzlich von der französischen Zeitschrift „Golias“ veröffentlichten Briefs, enthielt sich aber eines Urteils. „Dies ist ein weiterer Beleg dafür, dass es sinnvoll war, die Behandlung der Fälle von sexuellem Missbrauch Minderjähriger durch Geistliche bei der Glaubenskongregation zu bündeln“, betonte Lombardi.

Hoyos hatte den französischen Bischof Pierre Pican dafür gelobt, dass er einen Priester gedeckt hatte, der wegen Vergewaltigung und sexuellen Missbrauchs im Jahr 2000 zu 18 Jahren Gefängnis verurteilt worden war. Pican wurde deswegen zu drei Monaten Haft auf Bewährung verurteilt. „Ich beglückwünsche Sie, dass sie davon abgesehen haben, einen Priester bei den Behörden anzuzeigen. Sie haben gut gehandelt, und ich freue mich, jemanden im Episkopat zu haben, (...) der eher ins Gefängnis geht als seinen Sohn und Priester zu denunzieren“, heißt es in dem Schreiben, das die katholische, kirchenkritische Zeitschrift „Golias“ veröffentlichte.

Die Eltern mehrerer Opfer des Priesters Rene Bissey hatten Bischof Pican von der westfranzösischen Diözese Bayeux-Lisieux verklagt, weil er als Beichtvater von dem Missbrauch ihrer Kinder gewusst habe, aber nichts getan habe, um die Taten zu verhindern. Pican (75), der demnächst in Rente geht, sagte kürzlich dem Sender RTL, dass er es nicht bereue, den Priester damals nicht angezeigt zu haben. Kardinal Hoyos ist heute im Ruhestand. Der konservative Kolumbianer war zuvor verantwortlich für die umstrittene Wiederannäherung mit der abtrünnigen Piusbruderschaft.