Das Dorf Biegen in Brandenburg hat eine Attraktion: Es beheimatet einen leuchtend blauen Storch. Inzwischen hat er eine Partnerin gefunden.

Briesen. Zur Begrüßung erklingt lautes Geklapper. Der blau gefärbte Storch von Biegen unweit von Frankfurt (Oder) muss nun nicht mehr allein die Blicke neugieriger Beobachter ertragen. Am Donnerstag landete ein zweiter Storch auf dem Horst in der alten Gärtnerei des Dorfes im Landkreis Oder-Spree. Das Gefieder des Neuankömmlings ist traditionell weiß-schwarz. „Der ist Gott sei Dank nicht grün“, scherzte Ortsbürgermeister Manfred Wilke. Beide Tiere fanden rasch zueinander. Kameras hielten erste Paarungsversuche fest. Demnach ist der Neuankömmling ein Weibchen, der bestaunte Vogel mit dem türkisblauen Federkleid ein Männchen.

Woher der blaue Vogel seine Färbung hat, ist weiterhin rätselhaft. Ob auf den Vogel auf seinem Weg von Süden nach Brandenburg von außen eingewirkt wurde oder ob er irgendwo gebadet hat - die Frage bleibt auch für Storchenkenner Henrik Watzke offen. Watzke leitet die Storchenschmiede Linum (Ostprignitz-Ruppin) und kennt den schwarz-blauen Storch bislang nur von Fotos und aus dem Fernsehen.

„Er kommt auf seinem Weg durch viele Länder und kann in ungeklärte blaue Abwässer geraten sein“, sagte Watzke. Dass das Tier von einer blauen Farbkugel getroffen worden sein könnte, hält er ebenfalls für möglich. „Dass die blaue Farbe durch Nahrung verursacht wurde, dass denke ich nicht“, sagte er der Nachrichtenagentur dpa. Auf die Partnersuche scheine das Blau jedenfalls keine Auswirkung zu haben.

Seit der Entdeckung des blauen Storches zu Ostern in Biegen - einem Ortsteil von Briesen - zieht es Schaulustige in das kleine Dorf. „Jeder möchte das Phänomen live erleben“, sagte Wilke. Noch halte sich das Interesse aber in Grenzen. Im Ort niste schon lange ein Storch. „Wir wollen miteinander leben und leben auch schon seit Jahren miteinander.“ Dennoch halten in diesen Tagen fremde Autos in der kleinen Straße am Dorfrand, in der sich das Grundstück mit dem Storchennest befindet. Nur einen „Flügelschlag“ entfernt beginnen grüne Wiesen.

Für den Vogelexperten Watzke ist die Frage wichtig, ob die Farbe giftig oder gefahrlos für das Tier ist. Naturschützern und Feuerwehrleuten gelang es bisher nicht, eine Feder aus dem Nest zu ergattern, um sie zu analysieren, wie das RBB-Fernsehmagazin „Brandenburg aktuell“ mitteilte. Somit behalte der schwarz-blaue Storch, den Hörer der RBB-Welle „Antenne Brandenburg“ inzwischen auf den Namen „Der blaue Biegener“ tauften, sein Geheimnis für sich. Für Watzke hat das Phänomen auch einen wissenschaftlichen Aspekt: „Wie lange dauert es, bis das blaue Gefieder wieder weiß ist?“