Cape Canaveral. So viele Frauen gab es noch nie auf der internationalen Raumstation ISS: Unter den sieben Astronauten an Bord der "Discovery", die gestern wie geplant am frühen Morgen um 6.21 Uhr (Ortszeit, 12.21 Uhr MESZ) vom Weltraumbahnhof in Cape Canaveral im US-Staat Florida abhob, sind drei Frauen. Zwei von ihnen sind die US-Bürgerinnen Dorothy Metcalf-Lindenburger und Stephanie Wilson, die Dritte im Team kommt aus Japan und heißt Naoko Yamazaki.

Aber auch die russische "Sojus" hat eine Frau an Bord, die US-Astronautin Tracy Caldwell Dyson, die bereits 2007 an Bord der US-Raumfähre "Endeavour" ins Weltall flog. Die am Freitag gestartete "Sojus"-Rakete dockte am Sonntag mit den Russen Alexander Skorzow und Michail Kornjenko um 7.25 Uhr MEZ an die ISS an. Die beiden russischen Astronauten und die Amerikanerin sollen ein halbes Jahr auf der ISS bleiben. Kornjenko wird in der Raumstation seinen 50. Geburtstag feiern. Nach der Ankunft der "Discovery" werden damit erstmals vier Frauen gleichzeitig in der ISS sein - Frauenpower.

Im Rahmen der Mission soll das "Sojus"-Team Möglichkeiten untersuchen, Erdbeben mithilfe von Anzeichen wie etwa umherfliegenden energiegeladenen Partikeln aus dem All vorherzusagen. Außerdem soll die Gruppe die defekte Wasseraufbereitungsanlage der ISS reparieren.

Während die "Discovery" am Mittwoch an der Raumstation andocken soll, wartet nun die Besatzung der russischen "Sojus"-Kapsel auf Verstärkung.

Die Aufgaben der Astronauten während ihrer 13-tägigen Mission: mit dem Mehrzweck-Logistik-Modul "Leonardo" mehrere Tonnen Ausrüstung und Lebensmittel zur ISS zu bringen, die kurz vor ihrer Fertigstellung steht. Im Gepäck haben sie neben einer neuen Schlafkabine auch einen Ammoniak-Tank für das Kühlsystem der Raumstation, der in drei Außeneinsätzen mit einer Dauer von je sechseinhalb Stunden montiert werden soll. Der Flug der "Discovery" ist der zweite Start der Raumfähre in diesem Jahr. Drei weitere Starts sind geplant, ehe die Nasa ihre Shuttle-Flotte Ende 2010 außer Betrieb nehmen will.

Die neuen US-Raumfähren sind voraussichtlich erst im Jahr 2015 einsatzbereit, so lange wird die Nasa auf russische "Sojus"-Raketen zurückgreifen. Künftig sollen kommerzielle amerikanische Raketen als "Taxi" ins All dienen. Bis es so weit ist, werden aber wohl noch Jahre vergehen. Zwischenzeitlich will die amerikanische Raumfahrtbehörde die Lücke durch die Zusammenarbeit mit ausländischen Raumfahrtagenturen schließen.