In einem der skurrilsten und langwierigsten Mordprozesse in den USA wurde der Täter zum dritten Mal in die Todeszelle geschickt.

Los Angeles. Wortgewandt warb der gut aussehende Junggeselle Rodney Alcala 1978 in einer amerikanischen TV-Dating-Show um die Gunst der Kandidatinnen. Niemand ahnte, dass der Hobbyfotograf im Jahr zuvor zwei junge Kalifornierinnen brutal vergewaltigt und ermordet hatte. Am Dienstag wurde der heute 66 Jahre alte Täter wegen fünffachen Mordes zum Tode verurteilt. Die Ermittler glauben, dass er Dutzende weitere Frauen sexuell missbraucht, gequält oder ermordet haben könnte.

Alcala habe „sadistische sexuelle Motive“ gehabt und ein „abnormales Interesse“ für junge Mädchen gezeigt, sagte Richter Francisco Briseno im südkalifornischen Bezirk Orange County nach Angaben der „Los Angeles Times“, als er am Dienstag das Todesurteil verkündete. In einem der skurrilsten und langwierigsten Mordprozesse in den USA wurde der Täter damit zum dritten Mal in die Todeszelle geschickt. Alcala war im Sommer 1979 nach der Ermordung der 12-jährigen Robin Samsoe festgenommen worden. Seitdem sitzt er hinter Gittern. Im Berufungsverfahren waren dann aber zwei Todesurteile wegen Verfahrensfehlern wieder aufgehoben worden.

Vor Beginn eines neuen Prozesses im Januar wurde Alcala anhand von DNA-Proben und anderer Beweismittel mit der Vergewaltigung und Ermordung von vier Frauen in Zusammenhang gebracht. Eine 18-Jährige strangulierte er mit einer Jeanshose, eine 27 Jahre alte Krankenschwester wurde erschlagen in ihrem Haus in Malibu gefunden. Die Verbrechen passierten zwischen 1977 und 1979 in Südkalifornien. Mit seinen Opfern trieb er ein grausames Spiel, zeigte die Staatsanwaltschaft auf. Er missbrauchte sie, würgte sie, ließ sie dann wieder zu sich kommen, um sie nach langer Quälerei zu töten.

Sein jüngstes Opfer, die 12-jährige Robin, hatte er am Strand angesprochen. Er wollte Fotos von ihnen machen, erzählte ihre Freundin der Polizei. 12 Tage nach dem Verschwinden des Mädchens Mitte Juni 1979 wurde die Leiche in einem Waldstück gefunden. Der Hobbyfotograf, der laut „LA Weekly“ an der Universität Los Angeles Kunst studierte und Filmklassen von Regisseur Roman Polanski besucht hatte, wurde festgenommen.

In dem jüngsten Verfahren trat Alcala als sein eigener Anwalt auf. Der 66-Jährige mit grauer Lockenmähne wies die Vorwürfe gegen ihn als „märchenhaftes Denken“ zurück. Er nahm Polizisten und Angehörige seiner Opfer ins Kreuzverhör. Die Geschworenen warnte er, sie würden zu Killern werden, wenn sie die Todesstrafe gegen ihn verhängen würden. Er spielte einen Ausschnitt des Protest-Songs „Alice's Restaurant“ mit dem Refrain „Kill, Kill, Kill“ vor. Den Angehörigen der Opfer wurden die bizarren Tiraden oft zu viel, berichtete die „Los Angeles Times“. Ein Bruder des 12-jährigen Mordopfers habe den Gerichtssaal demonstrativ verlassen.

Nach einem sechswöchigen Prozess kamen die Geschworenen Ende Februar rasch zu einem Urteil. Sie sprachen Alcala in allen fünf Mordfällen schuldig. Anfang März stimmten sie für die Todesstrafe, dieser Empfehlung kam der Richter jetzt nach. Die Ermittlungen der Polizei dauern unterdessen an, sie befürchten weitaus mehr Opfer.

Hunderte Fotos von Frauen und Kindern, die vor über 30 Jahren in Acalas Besitz gefunden wurden, könnten Aufschluss geben. Wer die Personen kennt, soll sich melden, fordern die Ermittler auf einer Suchseite im Internet auf. Eine Flut von Anrufen sei bereits eingegangen, teilten die Behörden mit. Einige Frauen gaben an, sie hätten einst für Acala Modell gestanden, andere Anrufer glaubten, vermisste Familienangehörige zu erkennen.

Alcalas Name könnte einmal in der Liste der schlimmsten Mörder an der US-Westküste geführt werden, wie der berüchtigte „Freeway Killer“ William Bonin, der wegen 14 Morden verurteilt und 1996 hingerichtet wurde, und der 13fache „Night Stalker“-Mörder Richard Ramirez, der seit 1989 in der Todeszelle sitzt. Im vorigen Jahr wurde der über 70- jährige John F. Thomas gefasst, der im Verdacht steht, in den 70er und 80er Jahren bis zu 30 Frauen vergewaltigt und erdrosselt zu haben.

2007 war der Kalifornier Chester Turner wegen elffachen Mordes schuldig befunden worden. In einem Armenviertel von Los Angeles hatte er zwischen 1987 und 1998 zehn Frauen und das ungeborene Kind eines seiner Opfer umgebracht. Mit Turner sitzen derzeit fast 700 Mörder in kalifornischen Todeszellen.