Flensburg. Ein roter Blitz - und schon ist der Lappen weg. 470 000 Menschen in Deutschland mussten 2009 wegen Verkehrsverstößen ihren Führerschein abgeben - das sind fast fünfmal so viele wie noch 1991. Als Hauptgrund für diese Steigerung nannte der Präsident des Kraftfahrt-Bundesamts (KBA), Ekhard Zinke, gestern in Flensburg die Wiedervereinigung: 1991 war das erste vollständige Jahr, das mit den neuen Bundesländern ausgewertet wurde.

Vor allem bis 1994 zogen die Zahlen an. Zudem haben heute pro 1000 Einwohner mehr Menschen Autos oder Motorräder als noch Anfang der 1990er-Jahre. Außerdem sei ein Fahrverbot - zum Beispiel beim Überfahren einer roten Ampel oder bei zu schnellem Fahren - heute wegen anderer Punkte-Regeln schneller zu erreichen als noch vor 20 Jahren. "Wir sind kein Volk von Rasern geworden", betonte Zinke bei der Vorstellung des KBA-Jahresberichts. Die Zahl der Punktesünder in Flensburg blieb 2009 im Vergleich zu 2008 nahezu konstant. Am 1. Januar 2010 waren knapp neun Millionen Menschen registriert (plus 1,1 Prozent). Die meisten von ihnen waren zu schnell gefahren.

Die Zahl der zugelassenen Autos stieg um 1,3 Prozent auf 41,7 Millionen. 2009 wurden 3,8 Millionen Autos neu zugelassen - dank der Abwrackprämie ein Plus von 23,2 Prozent. Die vielen Neuwagen senkten das Durchschnittsalter der Fahrzeuge von 8,2 auf 8,1 Jahre. Während Sportwagen mit einem Minus von 26 Prozent deutlich weniger gefragt waren, verdoppelte sich bei den Neuzulassungen die Zahl der Kleinstwagen nahezu. Elektro- und Hybridantriebe blieben weiter eine Randerscheinung. Bei den Farben liegen weiße Autos weiter im Trend. Fast jedes zehnte Auto ist weiß lackiert.

Die Zahl der Drogenverstöße inklusive Alkohol sank um rund zehn Prozent. Trotzdem wurden immer noch mehr als 200 000 Delikte gezählt. Die Zahl der Umweltzonenverstöße verfünffachte sich innerhalb eines Jahres. "Das liegt auch daran, dass es viel mehr Umweltzonen gibt als früher", erklärte Zinke. 418 000 Punkte wurden wegen des verbotenen Telefonierens am Steuer verteilt.

Auch ganz klare Fälle von Führerscheinentzug hindern manche Fahrer allerdings nicht daran, sich ans Steuer zu setzen: Die rheinland-pfälzische Polizei berichtete gestern von einem Autofahrer, der drei Jahrzehnte ohne Führerschein gefahren war. Bei einer Kontrolle an der Autobahn A6 verwickelte sich der 64-Jährige dann in Widersprüche. Nachforschungen ergaben, dass der Mann bereits seit 30 Jahren keinen Führerschein mehr besitzt.