In zwei Zügen der Moskauer Metro sprengten sich am Montagmorgen zwei Frauen in die Luft. Mindestens 35 Menschen wurden getötet.

Moskau. Zwei Selbstmord-Attentäterinnen haben sich am Montagmorgen in der Moskauer Metro in die Luft gesprengt und mindestens 35 Menschen mit in den Tod gerissen. Dies ergaben erste Ermittlungen, wie Bürgermeister Juri Luschkow unter Berufung auf den Geheimdienst mitteilte. Sollte sich der Verdacht bestätigen, wäre es der erste Terroranschlag in der russischen Hauptstadt seit sechs Jahren.

Bei der ersten Detonation kurz vor 08.00 Uhr in der Station Lubjanka wurden mindestens 23 Menschen getötet. Die Haltestelle liegt unter dem Hauptquartier des russischen Geheimdienstes FSB. Rund 45 Minuten später kostete eine zweite Explosion in der Station Kulturpark mindestens zwölf weitere Menschen das Leben.

Die zweite Selbstmordattentäterin habe einen Gürtel mit Plastiksprengstoff gezündet, als sich die Türen des Zuges geöffnet hätten, sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft, Wladimir Markin. Auch die erste Attentäterin habe sich in einem voll besetzten Zug in die Luft gesprengt.

Insgesamt wurden nach Angaben des Katastrophenschutzes 38 Personen zum Teil lebensgefährlich verletzt. Passagiere rannten weinend und in Panik aus den Bahnhöfen auf die Straßen. „So leben wir!“, rief ein aufgelöster Mann immer wieder.

Die Anschläge im morgendlichen Berufsverkehr sorgten für ein Verkehrschaos in der russischen Hauptstadt. Die Moskauer U-Bahn wird täglich von sieben Millionen Menschen genutzt. Rettungsfahrzeuge versuchten, sich einen Weg durch die verstopften Straßen zu bahnen. Hubschrauber kreisten über der Station Kulturpark, die in der Nähe des bekannten Gorki-Parks liegt.

Zusammenhang mit Tschetschenien-Konflikt?

Das Blutbad weckte traurige Erinnerungen an einen Anschlag vom August 2004. Damals hatte sich eine tschetschenische Selbstmordattentäterin vor einer U-Bahn-Station in die Luft gesprengt, zehn Menschen getötet und Dutzende weitere verletzt. Es war bis zum Montag der letzte bestätigte Terroranschlag in Moskau.

Auch diesmal drängte sich ein Zusammenhang mit dem Tschetschenien-Konflikt auf. Im Februar hatte der tschetschenische Rebellenführer Doku Umarow angedroht, die „Zone militärischer Operationen wird auf das russische Territorium ausgeweitet“. In einem auf einer pro-tschetschenischen Website veröffentlichten Interview wurde er mit den Worten zitiert: „Der Krieg kommt in ihre Städte.“ Umarow erklärte damals, seine Kämpfer steckten auch hinter einem Anschlag auf einen Zug von Moskau nach Sankt Petersburg im vergangenen November, bei dem 26 Reisende getötet worden waren.

Bundesaußenminister Guido Westerwelle verurteilte das Blutbad vom Montag aufs Schärfste. „Die Anschläge sind verabscheuungswürdig und durch nichts zu rechtfertigen“, ließ Westerwelle in Berlin erklären. Trauer und Mitgefühl gelte nun den Angehörigen. „Ich gehe zur Stunde davon aus, dass keine Deutschen unter den Opfern sind“, erklärte der Minister.