Die Behörden riefen den Ausnahmezustand aus, 700 Menschen mussten ihre Häuser verlassen. Der Flugverkehr wurde jetzt wieder aufgenommen.

Reykjavik. Der erste Vulkanausbruch auf Island seit zehn Jahren ist für die Wikinger-Nachfahren vorerst glimpflich ausgegangen. Die Behörden der Nordatlantikinsel ließen sofort nach den ersten Eruptionen in der Nacht zum Sonntag 700 Anwohner am Eyjafjalla-Gletscher 120 Kilometer östlich von Reykjavik in Sicherheit bringen, konnten aber einen schon einen halben Tag später Beruhigendes mitteilen: Das Zentrum des Vulkanausbruchs lag nicht direkt unter dem Gletscher, sondern jenseits der Eisgrenze am benachbarten Ausflugsgebiet Fimmvörduhals.

Deshalb wurde die Wahrscheinlichkeit von Überschwemmungen durch Schmelzwasser im südlichen Island als gering eingestuft. „Es ist ein ziemlich begrenzter Ausbruch, nicht zu vergleichen mit dem letzten von Hekla vor zehn Jahren“, sagte ein Sprecher der nationalen Einsatzzentrale in Reykjavik. Hekla, der bekannteste und aktivste von 30 noch aktiven Vulkanen auf Island, war zuletzt im Jahr 2000 heftig ausgebrochen.

Der Vulkan unter dem Eyjafjalla-Gletscher war in der Nacht auf Sonntag zum ersten Mal seit 1823 wieder aktiv geworden. 700 meist auf einsamen Bauernhöfen rund um den Gletscher lebende Isländer mussten nach dem ersten Alarm ihre Häuser im südlichen Teil der Atlantikinsel sofort verlassen. Sie konnten zeitweise zur Fütterung ihres Viehs zurückkehren.

Der Verkehr auf dem internationalen Flughafen Keflavik sowie auf den Flugplätzen von Reykjavik und Akureyri wurde für mehrere Stunden vorübergehend eingestellt. Die wichtigste nationale Straßenverbindung entlang der Südküste blieb am Sonntag gesperrt.

Geologen erklärten nach ersten Hubschrauberflügen, der Riss durch die Vulkanaktivitäten unter dem Gletscher erstrecke sich über eine Länge von knapp einem Kilometer. Die Behörden stellen sich nun auch auf einen möglichen Ausbruch des Vulkans Katla ein.

Island ist durch vulkanische Aktivitäten entstanden. Von insgesamt 140 Vulkanen sind 30 noch aktiv. Tote gab es zuletzt 1783, als beim einzigen Ausbruch des Laki 9000 Menschen ums Leben kamen. 1996 sorgte der Ausbruch des Vulkans Bardabungu unter dem Vatnajökull, dem größten Gletscher Europas, für eine gigantische Überschwemmung durch Schmelzwasser.