Mindestens 57 Menschen starben beim Erdstoß am frühen Morgen, der die Stärke 6,0 erreichte. Die EU sicherte Hilfe zu, falls sie benötigt werde.

Kovancilar/Istanbul/Brüssel. Die Europäische Union hat der Türkei Hilfe nach dem schweren Erdbeben im Osten Anatoliens zugesichert, sofern sie gebraucht werde.

In einer Erklärung von EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso vom Montag in Brüssel heißt es, er habe die für Katastrophenhilfe zuständige Kommissarin Kristalina Georgiewa gebeten, dass Hilfe seitens der EU geleistet werden könne, falls sie benötigt werde. „Ich bin zutiefst besorgt über die Nachrichten aus der Türkei“, sagte Barroso.

Nach dem Beben, das nach Schätzungen von Wissenschaftlern die Stärke 6,0 erreichte, ist die Zahl der Getöteten weiter gestiegen. Der stellvertretende Ministerpräsident Cemil Cicek erklärte, bislang seien 57 Tote aus den Trümmern geborgen worden. Viele Menschen erlitten zudem teils schwere Verletzungen.

Die Bergungsarbeiten des Roten Halbmonds wurden von Nachbeben erschwert, die teilweise eine Stärke von 5,5 erreichten.

Ministerpräsident Tayyip Erdogan sprach den Hinterbliebenen sein Beileid aus und forderte die Bewohner in der Erdbebenregion auf, beschädigte Häuser nicht wieder zu betreten. Die Regierung werde neue Häuser bauen, die künftigen Erdbeben auch besser standhalten sollten, versprach Erdogan.

Die Erdstöße brachten am frühen Morgen in mehreren Dörfern der Provinz Elazig Wohnhäuser zum Einsturz. Mindestens 100 Menschen seien verletzt worden, berichteten türkische Fernsehsender. Rettungsmannschaften und Helfer suchten am Vormittag in den Trümmern nach Opfern des Bebens. Unter den Toten waren auch mehrere Kinder.

Viele Menschen waren bei den ersten Erdstößen gegen 04.42 Uhr (03.32 MEZ) in Panik aus ihren Häusern gerannt. Aus Angst vor weiteren Beben verbrachten sie den Rest der Nacht im Freien. Der türkische Rote Halbmond richtete ein Krisenzentrum ein. Die Bewohner zerstörter Häuser sollen zunächst in Containern untergebracht werden.

In mehreren Dörfern um die Ortschaft Karakocan wurden vor allem ältere, aus Lehm und Steinen gebaute Wohnhäusern zerstört. Minarette stürzten ein. Fernsehbilder zeigten Trümmerhaufen und umgestürzte Wände, die unter den Dächern zusammengefallen waren. „An den aus Zement gebauten Häusern gibt es nur geringe Schäden“, sagte der Provinzgouverneur Muammer Erol. Auch der Wissenschafter Mustafa Erdik von der Istanbuler Erdbebenwarte Kandilli sagte: „Dieses Erdbeben war wirklich schwer.“

Das Epizentrum des Bebens lag bei der Stadt Karakocan. In dem Gebiet, in dem die nordanatolische und die ostanatolische Störungszone verläuft, wurden noch 27 Nachbeben registriert. Die Türkei liegt in einer erdbebengefährdeten Zone und wird regelmäßig von Erdstößen erschüttert, weil dort die Kontinentalplatten Afrikas und Eurasiens kollidieren. Bei den schwersten Beben der vergangenen Jahre kamen 1999 im Nordwesten der Türkei mindestens 18 000 Menschen ums Leben.