Die Zahl der Sturmtoten in Deutschland ist auf sieben gestiegen, insgesamt sind mindestens 55 Menschen ums Leben gekommen.

Frankfurt/Main. Die Zahl der Sturmtoten in Deutschland ist auf sieben gestiegen. Eine 30 Jahre alte Frau aus dem südpfälzischen Landau, die am Sonntag von einem umstürzenden Eisentor getroffen worden war, erlag in der Nacht zum Montag ihren schweren Verletzungen. Das berichtete die Polizei Ludwigshafen.

„Xynthia“ hatte am Sonntag über Westeuropa gewütet und mindestens 55 Menschen in den Tod gerissen, mindestens 45 allein in Frankreich. In Deutschland starben sechs weitere Menschen in dem Unwetter. In Niedersachsen wurde ein 46 Jahre alter Mann bei Bückeburg mit seinem Auto von der Fahrbahn geweht. Er krachte gegen einen Baum und starb an der Unfallstelle, teilte die Polizei am Montagmorgen mit.

Im südhessischen Biblis wurde ein Zweijähriger in einen Fluss geweht und konnte nur noch tot geborgen werden. Im Schwarzwald kam ein 74-jähriger Autofahrer ums Leben, bei Wiesbaden ein 69 Jahre alter Wanderer. In Nordrhein-Westfalen starben eine Joggerin und eine Autofahrerin.

Nach dem Durchzug des Orkantiefs gab es am Montagmorgen in Deutschland vielerorts noch Behinderungen im Reiseverkehr. Sowohl bei der Bahn als auch bei Flugreisen gab es Verspätungen. Auf dem Rhein-Main-Airport in Frankfurt wurden in den Morgenstunden rund 15 innerdeutsche und innereuropäische Flüge gestrichen, teilte eine Sprecherin des Flughafenbetreibers Fraport mit.Die Passagiere sollten sich auf Verspätungen von bis zu zwei Stunden einstellen. „Wir hoffen aber, dass sich die Lage im Verlauf des Tages entspannt“, sagte die Sprecherin. Am Sonntag waren am Frankfurter Flughafen etwa 250 von 1270 Starts und Landungen gestrichen worden.

Auf der Schiene war der Verkehr am Sonntag sowohl in Nordrhein-Westfalen als auch im Saarland komplett eingestellt worden. In der Nacht waren nach Angaben der Bahn hunderte Mitarbeiter unterwegs, um die Folgen des Sturm-Chaos zu bekämpfen. Der Fernverkehr sollte sich heute schrittweise normalisieren und am Montagnachmittag wieder planmäßig laufen. Dafür mussten jedoch etliche Züge, die in der Sturmnacht gestrandet waren, erst an die für ihre Linie vorgesehenen Standorte im Netz gebracht werden. Die Bahn verteidigte ihre Entscheidung, den Betrieb am Sonntag in besonders betroffenen Orkan-Regionen vorsichtshalber zeitweise einzustellen.

Die Sicherheit der Passagiere und Mitarbeiter habe höchste Priorität gehabt, erklärte die Bahn. Zwischenzeitlich seien Züge daher am Sonntag länger in Bahnhöfen stehengeblieben. Dort könnten Reisende besser betreut werden als bei einem plötzlichen Stopp auf freier Strecke, erläuterte ein Bahnsprecher. In Nordrhein-Westfalen, dem Saarland und Teilen von Rheinland-Pfalz und Hessen wurde der Betrieb für mehrere Stunden unterbrochen. Tausende Wochenendpendler mussten nervenzehrende Wartezeiten in Kauf nehmen, einige Züge waren überfüllt. Im Regionalverkehr waren auch am Montag noch einzelne Strecken in Nordrhein-Westfalen und Hessen zunächst gesperrt.

Für die ICE-Hochgeschwindig- keitszüge, die sonst mit Tempo 200 und mehr über die Gleise rauschen, galt in der Sturmnacht ein Tempolimit von 160 Kilometern pro Stunde. Der wichtigste deutsche Bahnknoten, der Frankfurter Hauptbahnhof, konnte zwischenzeitlich nicht bedient werden. Im Kölner Hauptbahnhof stellte die Bahn einen beheizten Zug bereit, in dem Reisende sich über Nacht aufhalten konnten. Viele Fahrgäste beklagten sich über spärliche Informationen bei Durchsagen in Zügen und Stationen. Die Bahn verwies darauf, dass sich die Lage am Abend ständig geändert habe. Gesperrte Strecken hätten teils nach einer Stunde wieder geöffnet werden können.

Mit orkanartigen Böen bis 180 Kilometern pro Stunde hatte „Xynthia“ in Deutschland gewütet, Bahn-Oberleitungen heruntergerissen, Bäume entwurzelt und Dächer abgedeckt. Es entstanden Schäden in Millionenhöhe. Mittlerweile haben überall die Aufräumarbeiten begonnen.