Bisher kamen mindestens 15 Menschen bei heftigen Stürmen ums Leben. Der Deutsche Wetterdienst rät: Lieber daheim bleiben.

Paris/Madrid. Das gewaltige Sturmtief „Xynthia“ hat auf seinem Weg nach Deutschland auf der Iberischen Halbinsel und in Frankreich heftige Zerstörungen angerichtet. Bislang kam mindestens 15 Menschen bei dem Unwetter ums Leben. Für Frankreich war es das schlimmste Unwetter seit mehr als zehn Jahren. Am Sonntagnachmittag zog der Sturm mit Orkanböen über Nordrhein-Westfalen, den Westen Baden-Württembergs, Rheinland-Pfalz und dem Saarland hinweg.Auch über der Nordsee wüteten Stürme in Orkanstärke.

Der Deutsche Wetterdienst in Offenbach (DWD) warnte die Menschen davor, in den Wald zu gehen. Das könne bei kräftigem Sturm wegen der zahlreichen abknickenden Äste lebensgefährlich sein. Entwurzelte Bäume, herabstürzende Dachziegel und umherfliegende Gegenstände könnten verbreitet schwere Schäden an Gebäuden verursachen, warnte der DWD. Bewegliche Sachen sollten nicht draußen liegen gelassen werden. „Einen Teil Westdeutschlands erwischt es in der gleichen Stärke wie Frankreich“, sagte DWD-Meteorologe Peter Hartmann. Dies gelte insbesondere für das Saarland, den Westen von Rheinland-Pfalz und den Süden von Nordrhein-Westfalen und Hessen. „Wer nicht Auto fahren muss, sollte es besser vermeiden.“ Die Orkanstärke werde sich zwar über der Mitte Deutschlands abschwächen, dennoch sei „Xyntiha“ ein Sturmtief, „wie man es nicht jedes Jahr hat“.

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In den Alpen sowie in den Mittelgebirgen West- und Süddeutschlands sind teils orkanartige Böen und Orkanböen von 110 bis 130 Kilometern pro Stunde zu erwarten, ebenso in den Höhenlagen des Harz. Westlich des Rheins muss mit orkanartigen Böen mit Tempo 115 bis in tiefe Lagen gerechnet werden. Orkantief „Xynthia“ kann noch bis Montagmorgen in Hessen, Rheinland-Pfalz, dem Saarland sowie einigen anderen Bundesländern erhebliche Schäden anrichten.

In Frankreich starben mindestens zehn Menschen. An den Küsten habe der Wind eine Geschwindigkeit von bis zu 150 Stundenkilometern erreicht, berichtete der Sender France-Info am Sonntag. Ein junger Mann wurde von einem umstürzenden Baum erschlagen. An der Atlantikküste ertranken neun Menschen. In mehreren Orten in der Nähe von La Rochelle stand das Wasser bis zu 1,50 Meter hoch in den Straßen, Menschen retteten sich auf die Häuserdächer. Air France strich etwa 70 von insgesamt 700 Flügen, die am Sonntag auf dem Pariser Flughafen Charles de Gaulle starten oder landen sollten. In etwa einer Million Haushalte fiel der Strom aus.

In den Pyrenäen stürzten Felsbrocken auf die Straßen. Die Grenze zu Spanien wurde zeitweise geschlossen. Rettungskräfte mussten zahlreiche umgestürzte Bäume von den Straßen räumen. In Spanien und Portugal waren durch die Unwetter vier Menschen ums Leben gekommen. Die Orkanböen hatten in der Nacht Geschwindigkeiten von bis zu 200 Stundenkilometern erreicht. In Spanien starben zwei Männer, als ihr Auto gegen einen umgestürzten Baum prallte. Eine 82-jährige Frau wurde von einer umstürzenden Mauer erschlagen. Im Norden Portugals tötete ein abbrechender Ast einen zehnjährigen Jungen.

Auf der Schwarzwaldhochstraße nahe der Gemeinde Feldberg (Baden-Württemberg) stürzte am Sonntag ein Baum auf ein Auto. Dabei wurde nach Angaben der Polizei ein Mensch getötet und ein Insasse des Fahrzeugs schwer verletzt. Die Straße war zunächst blockiert. Auf dem Bodensee wurde der Katamaranverkehr zwischen Konstanz und Friedrichshafen eingestellt. Viele Straßen mussten gesperrt werden, nachdem Bäume auf die Fahrbahnen gestürzt waren. Auch auf der Autobahn 5 in der Nähe von Rastatt blockierte ein Baum die Fahrbahn, die Polizeiangaben zufolge aber nicht gesperrt werden musste.

Auch Rheinland-Pfalz und im Saarland richtete das Orkantief „Xynthia“ erhebliche Schäden an. In Landau wurde eine etwa 30 Jahre alte Frau schwer verletzt, als sie ein Eisentor schließen wollte und der Sturm das Tor aus der Verankerung riss. Am stärksten wüteten die Sturm- und Orkanböen in der Eifel und im Hunsrück. Zahlreiche Straßen mussten wegen entwurzelter Bäume gesperrt werden. „Die Bäume knicken um wie die Streichhölzer“, hieß es beim Lagezentrum in Mainz. Mancherorts fiel der Strom aus.

„Alle fünf Polizeipräsidien des Landes sind betroffen“, hieß es in Mainz. „Alles was laufen und fahren kann, ist unterwegs. Es gehen dauernd Notrufe ein, die Feuerwehren sind alle unterwegs und die Strom-Reparaturtrupps auch.“ Im Saarland wurden zahlreiche Fahrzeuge von umgefallenen Bäumen beschädigt. „Wir haben noch keinen Überblick“, sagte ein Polizeisprecher. Verletzt worden sei hier aber zunächst niemand. Meteorologe Peter Hartmann vom Deutschen Wetterdienst in Offenbach warnte vor Spaziergängen im Wald. Bewegliche Sachen sollten nicht draußen herumliegen. „Und wer nicht Auto fahren muss, sollte es besser vermeiden.“ Die Orkanstärke werde sich zwar über der Mitte Deutschlands abschwächen, dennoch sei „Xyntiha“ ein Sturmtief, „wie man es nicht jedes Jahr hat“.

Im Nordosten der USA mussten nach heftigen Unwettern hunderttausende Haushalte das Wochenende ohne Strom verbringen. Starke Schnee- und Regenfälle legten am Freitagabend mehr als eine Million Anschlüsse lahm, am Sonnabend warteten allein im US-Staat New Hampshire noch 250.000 Haushalte auf die Wiederherstellung der Elektrizitätsversorgung. In New York waren 160.000 Stromkunden unversorgt, in Maine rund 67.000. Mindestens drei Menschen kamen bei dem dritten Wintersturm innerhalb eines Monats ums Leben.

Der Sturm überzog New York mit einer mehr als 60 Zentimeter dicken Schneeschicht. Im Central Park wurde ein Mann von einem Ast erschlagen, der unter der Last der Schneemassen abbrach. In der Stadt Candia in New Hampshire kamen zwei Menschen bei einem Hausbrand ums Leben, der nach Angaben der Feuerwehr von einem Propangas-Ofen ausgelöst wurde. Offenbar hatten sich die beiden Brandopfer vor der Kälte schützen wollen. Überdies wurden am Sonnabend zehn Menschen leicht verletzt, als Eisbrocken das Glasdach in einer Vorhalle des Sony-Hochhauses in Manhattan durchschlugen. Eis- und Glassplitter prasselten in die Lobby, die Verletzten wurden nach Angaben der Feuerwahr in die umliegenden Krankenhäuser gebracht. Wegen des Sturms wurden am Freitag mehr als 1.000 Flüge gestrichen.