Bisher kamen mindestens 24 Menschen bei heftigen Stürmen ums Leben. Der Deutsche Wetterdienst rät: Lieber daheim bleiben.

Hamburg. Das Sturmtief "Xynthia" hat auf seinem Weg nach Deutschland in Westeuropa mit Orkanböen und Regengüssen starke Schäden verursacht und mindestens 24 Menschen in den Tod gerissen. Rund eine Million französische Haushalte waren am Sonntag ohne Strom, nachdem der Sturm von Spanien kommend über Frankreich hereinbrach. Unter den Unwetter-Toten ist ein Mann aus Baden-Württemberg, der von einem Baum erschlagen wurde. In einem Wald bei Taunusstein nahe Wiesbaden wurde ein 69 Jahre alter Mann von einem umstürzenden Baum begraben und starb. Der Mann war mit einer Wandergruppe unterwegs.

Der Deutsche Wetterdienst in Offenbach (DWD) warnte die Menschen davor, in den Wald zu gehen. Das könne bei kräftigem Sturm wegen der zahlreichen abknickenden Äste lebensgefährlich sein. Entwurzelte Bäume, herabstürzende Dachziegel und umherfliegende Gegenstände könnten verbreitet schwere Schäden an Gebäuden verursachen, warnte der DWD. Bewegliche Sachen sollten nicht draußen liegen gelassen werden. „Einen Teil Westdeutschlands erwischt es in der gleichen Stärke wie Frankreich“, sagte DWD-Meteorologe Peter Hartmann. Dies gelte insbesondere für das Saarland, den Westen von Rheinland-Pfalz und den Süden von Nordrhein-Westfalen und Hessen. „Wer nicht Auto fahren muss, sollte es besser vermeiden.“ Die Orkanstärke werde sich zwar über der Mitte Deutschlands abschwächen, dennoch sei „Xyntiha“ ein Sturmtief, „wie man es nicht jedes Jahr hat“.

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Nach Angaben des Zivilschutzes wurden allein in Frankreich durch den Sturm Xynthia 18 Menschen getötet. Viele der Opfer ertranken demnach oder wurden von herumfliegenden Gegenständen erschlagen. In Spanien kamen mindestens drei Menschen bei dem Sturm ums Leben. In Portugal wurde ein Zehnjähriger von einem herunterfallenden Ast erschlagen. Die Stromversorgung der Haushalte sei durch den Sturm gekappt worden, teilte der zuständige Versorger ERDF am Sonntag mit. Am schlimmsten betroffen waren den Angaben zufolge Zentralfrankreich mit 375.000 Haushalten ohne Strom sowie der Westen des Landes, wo in 320.000 Haushalten der Strom ausfiel. Es gebe „zahlreiche Schäden“ am Stromnetz. Um das genaue Ausmaß festzustellen, seien 1500 Mitarbeiter im Einsatz, teilte ERDF mit.

"Xynthia" zog mit Windgeschwindigkeiten von 150 Kilometer pro Stunde über Frankreich hinweg und sorgte an den Küsten für acht Meter hohe Wellen. In mehreren Regionen kam es zu Überschwemmungen. Im westlichen Département Vendée flüchteten sich viele Menschen auf die Dächer ihrer Häuser. Zahlreiche Bäume stürzten um. Am Eiffelturm in Paris erreichte der Sturm einem Rundfunkbericht zufolge Spitzengeschwindigkeiten von 175 Stundenkilometern. Allein Air France strich rund 100 Flüge am Pariser Flughafen Roissy.

In den Pyrenäen stürzten Felsbrocken auf die Straßen. Die Grenze zu Spanien wurde zeitweise geschlossen. Rettungskräfte mussten zahlreiche umgestürzte Bäume von den Straßen räumen. In Spanien und Portugal waren durch die Unwetter vier Menschen ums Leben gekommen. Die Orkanböen hatten in der Nacht Geschwindigkeiten von bis zu 200 Stundenkilometern erreicht. In Spanien starben zwei Männer, als ihr Auto gegen einen umgestürzten Baum prallte. Eine 82-jährige Frau wurde von einer umstürzenden Mauer erschlagen. Im Norden Portugals tötete ein abbrechender Ast einen zehnjährigen Jungen.

Nahe der baden-württembergischen Gemeinde Feldberg wurde ein Mann am Sonntagmittag in seinem Auto durch einen umstürzenden Baum erschlagen, wie die Polizei in Freiburg mitteilte. Die Ehefrau des Opfers sei schwer verletzt geborgen und mit einem Hubschrauber in ein Krankenhaus gebracht worden. Die Straße war zunächst blockiert. Auf dem Bodensee wurde der Katamaranverkehr zwischen Konstanz und Friedrichshafen eingestellt. Viele Straßen mussten gesperrt werden, nachdem Bäume auf die Fahrbahnen gestürzt waren. Auch auf der Autobahn 5 in der Nähe von Rastatt blockierte ein Baum die Fahrbahn, die Polizeiangaben zufolge aber nicht gesperrt werden musste. Auf dem Feldberg im Schwarzwald wurden am Mittag starke Orkanböen mit Spitzengeschwindigkeiten von 133 Stundenkilometern gemessen.

Auch Rheinland-Pfalz und im Saarland richtete das Orkantief „Xynthia“ erhebliche Schäden an. In Landau wurde eine etwa 30 Jahre alte Frau schwer verletzt, als sie ein Eisentor schließen wollte und der Sturm das Tor aus der Verankerung riss. Am stärksten wüteten die Sturm- und Orkanböen in der Eifel und im Hunsrück. Zahlreiche Straßen mussten wegen entwurzelter Bäume gesperrt werden. „Die Bäume knicken um wie die Streichhölzer“, hieß es beim Lagezentrum in Mainz. Mancherorts fiel der Strom aus.

„Alle fünf Polizeipräsidien des Landes sind betroffen“, hieß es in Mainz. „Alles was laufen und fahren kann, ist unterwegs. Es gehen dauernd Notrufe ein, die Feuerwehren sind alle unterwegs und die Strom-Reparaturtrupps auch.“ Im Saarland wurden zahlreiche Fahrzeuge von umgefallenen Bäumen beschädigt. „Wir haben noch keinen Überblick“, sagte ein Polizeisprecher. Verletzt worden sei hier aber zunächst niemand. Meteorologe Peter Hartmann vom Deutschen Wetterdienst in Offenbach warnte vor Spaziergängen im Wald. Bewegliche Sachen sollten nicht draußen herumliegen. „Und wer nicht Auto fahren muss, sollte es besser vermeiden.“ Die Orkanstärke werde sich zwar über der Mitte Deutschlands abschwächen, dennoch sei „Xyntiha“ ein Sturmtief, „wie man es nicht jedes Jahr hat“.

Xynthia ist einer der schwersten Stürme seit dem Orkan „Lothar“ Weihnachten 1999. Der Orkan war damals von der Biskaya kommend über Frankreich, die Schweiz und Süddeutschland hinweggezogen und hatte einen Schaden von etwa fünf Milliarden Euro angerichtet. Rund hundert Menschen wurden europaweit durch den „Jahrhundertsturm“ getötet.

Im Nordosten der USA mussten nach heftigen Unwettern hunderttausende Haushalte das Wochenende ohne Strom verbringen. Starke Schnee- und Regenfälle legten am Freitagabend mehr als eine Million Anschlüsse lahm, am Sonnabend warteten allein im US-Staat New Hampshire noch 250.000 Haushalte auf die Wiederherstellung der Elektrizitätsversorgung. In New York waren 160.000 Stromkunden unversorgt, in Maine rund 67.000. Mindestens drei Menschen kamen bei dem dritten Wintersturm innerhalb eines Monats ums Leben.

Der Sturm überzog New York mit einer mehr als 60 Zentimeter dicken Schneeschicht. Im Central Park wurde ein Mann von einem Ast erschlagen, der unter der Last der Schneemassen abbrach. In der Stadt Candia in New Hampshire kamen zwei Menschen bei einem Hausbrand ums Leben, der nach Angaben der Feuerwehr von einem Propangas-Ofen ausgelöst wurde. Offenbar hatten sich die beiden Brandopfer vor der Kälte schützen wollen. Überdies wurden am Sonnabend zehn Menschen leicht verletzt, als Eisbrocken das Glasdach in einer Vorhalle des Sony-Hochhauses in Manhattan durchschlugen. Eis- und Glassplitter prasselten in die Lobby, die Verletzten wurden nach Angaben der Feuerwahr in die umliegenden Krankenhäuser gebracht. Wegen des Sturms wurden am Freitag mehr als 1.000 Flüge gestrichen.