Funchal. Nach dem schweren Unwetter auf Madeira haben Rettungskräfte gestern ihre verzweifelte Suche nach Verschütteten fortgesetzt. Offiziell waren vier Menschen als vermisst gemeldet, doch es wurden noch mehr Opfer befürchtet, wie die Behörden mitteilten. Mindestens 42 Menschen kamen wie berichtet in den Sturzfluten und Schlammlawinen ums Leben, die am Sonnabend weite Teile der portugiesischen Atlantik-Insel verwüsteten. Mehr als 120 Menschen wurden verletzt, mindestens 250 verloren ihr Zuhause. Vielerorts musste schweres Gerät eingesetzt werden, um die Straßen von Felsbrocken und Geröll zu befreien. Dafür wurde auch die Armee eingesetzt. Auf der Insel war binnen acht Stunden so viel Regen gefallen wie sonst in einem Monat.

Die Zentralregierung von Portugal hat eine dreitägige Staatstrauer angeordnet. Sie sei mit sofortiger Wirkung in Kraft getreten, teilte ein Regierungssprecher in Lissabon mit.

Unterdessen wurde Kritik am Städte- und Straßenbau auf der Ferieninsel laut, durch den in den vergangenen Jahren viele Flächen versiegelt wurden. "Die Ereignisse auf Madeira sind ein Musterbeispiel dafür, was ein schlechter Städtebau zur Folge haben kann", sagte der Vorsitzende der portugiesischen Vereinigung der Zivilschützer, Ricardo Ribeiro. Der Bau von zahlreichen Wohnungen und Straßen in gefährdeten Gebieten müsse zu den Ursachen der Schäden gezählt werden. Auch Helder Spinola von der Vereinigung Quercus Madeira sagte, die hohen Niederschlagsmengen reichten zur Erklärung der verheerenden Überschwemmungen nicht aus.

Touristen müssen indessen mit Einschränkungen rechnen. Die als Ausflugsziel beliebte Innenstadt von Funchal sei wegen der Aufräumarbeiten gesperrt worden, sagte eine Sprecherin des Fremdenverkehrsamtes Portugal in Berlin. Der Flughafen sei aber wieder geöffnet. Teils komme es noch zu geringen Verspätungen. Auch wenn einige Straßen auf der Insel nicht passierbar seien, könnten Touristen den Flughafen erreichen. "Wir wissen definitiv, dass alle Hotels der Insel unbeschädigt sind", sagte die Sprecherin. Einzige Ausnahme sei ein Hotel in der Innenstadt von Funchal. Unter den Todesopfern ist ein britischer Tourist. Alle deutschen Urlauber, die mit der TUI oder Rewe Touristik (ITS, Jahn Reisen, Tjaereborg) auf die Insel gekommen sind, seien wohlauf, teilten die Veranstalter mit.