Die Modewoche startet im Schmerz über den Verlust des britischen Star-Designers Alexander McQueen, der sich vor kurzem das Leben nahm.

London. Die Londoner Modewoche mit den Kollektionen für den kommenden Herbst und Winter steht im Zeichen der Erinnerung. Zum einen ist die Fashion Week, die offiziell am Freitag beginnt, vom Selbstmord des britischen Mode-Rebells Alexander McQueen überschattet. Zum anderen hat Supermodel Naomi Campbell am Vorabend der Eröffnung zur Promi-Benefiz-Modenschau geladen. Bei der Gala soll Geld für Schwangere und Babys in Haiti gesammelt werden, die nach dem verheerenden Erdbeben dringend Hilfe benötigen. Die Fashion Week endet am 24. Februar mit den Schauen der Männermode.

McQueen galt als Visionär in der britischen Modebranche. Viermal wurde er als Designer des Jahres ausgezeichnet, so häufig wie keiner zuvor. Die Ausstrahlung seiner Mode hat Londons Fashion Week mehr Gewicht im dichten Catwalk-Kalender neben Paris, New York und Mailand verliehen. Dank McQueen konnte sich London als freche, bodenständige und kreative Modemesse profilieren. Handwerk und Innovationen zählen in der britischen Metropole genauso wie selbstkritische Initiativen, etwa die Kampagne gegen Magermodels.

Der Tod dieses schillernden Designers mit nur 40 Jahren, der in seinen Entwürfen häufig Totenköpfe verarbeitete, geht nicht spurlos an der Modewelt vorbei. Zahlreiche Gedenken sind geplant, etwa von den Organisatoren der Nachwuchsschau „On|Off“, wo auch McQueen anfing. An einer schwarzen Wand hängen dort am Laufsteg 40 iPods mit jeweils 50 Bildern aus McQueens Kollektionen.

Naomi Campbell hat für ihre Benefiz-Reihe „Fashion For Relief“ (Mode hilft) Freunde aus der Welt der Mode und des Showbusiness versammelt. Die Modehäuser Vivienne Westwood, Jaeger sowie Dolce & Gabbana wollten einen Teil ihrer Kollektionen bei der Gala für Haiti zeigen. Die Organisatoren hatten bereits vor McQueens Tod seine Kleidungsstücke eingeplant.

“Mode ist Allgemeingut, etwas sehr individuelles und berührt jeden“, sagte Campbell vor der Show. „Unser Ziel ist es, die diesjährigen Schauen der Londoner Modewoche zu nutzen, um Menschen zu erreichen und mit ihnen dringend benötigte Mittel zu beschaffen, damit bei der Rettung von Leben der Frauen und Kinder geholfen wird.“ Campbell hatte ihre Benefiz-Reihe bereits als Hilfsaktion für Opfer von Hochwasserkatastrophen, des Hurrikans „Katrina“ und des Terroranschlags von Mumbai gestaltet.

Die vielen Erinnerungsveranstaltungen verschaffen der Londoner Fashion Week zwar einerseits mehr Aufmerksamkeit. Andererseits dürfte es den Modeschöpfern schwer fallen, bei all dem Gedenken die Mode in den Vordergrund zu rücken. Glanz und Gloria versprechen die Schauen von Vivienne Westwood, Twenty8Twelve und Burberry.

Die zweitwichtigste britische Industrie - nach der Finanzbranche - hat sich von der Krise etwas erholt. Bei der Präsentationen der Trends für den kommenden Herbst und Winter werden 120 Designer ihre Kollektionen vorstellen, acht mehr als bei der Fashion Week im vergangenen September. Damals hatten die Modemacher gezeigt, was im Frühjahr und Sommer getragen wird: rotgepunktete ausschweifende Kleider, ohrenschützende Kragen, reichlich Spitze, exotische Seidenkleider, Königsblau und kräftiges Pink, sowie geometrische Formen und Druckmuster. Bei Männern kommt derweil der 80er-Look mit Leder- und Hochwasserhosen.