Laut einer vom Jesuiten-Orden beauftragten Anwältin haben sich bisher 115 vom Missbrauch an katholischen Einrichtungen Betroffene gemeldet.

Berlin. Im Missbrauchsskandal an Jesuiten-Schulen und anderen katholischen Einrichtungen haben sich nach Angaben der von dem Orden beauftragten Anwältin Ursula Raue bundesweit bislang 115 Betroffene gemeldet. Darunter seien auch frühere Schüler von Schulen, die nicht von Jesuiten geleitet werden, teilte Raue am Donnerstag in Berlin mit. Auch Frauen seien unter den Beschuldigten. „Das hat eine Dimension angenommen, die bisher nicht zu ahnen war“, sagte Raue.

Die Anwältin legte im Theater am Kurfürstendamm ihren Zwischenbericht zu dem massenhaften Missbrauch vor, anschließend wollte der Jesuiten-Orden in München eine Erklärung abgeben. Nach Raues Worten berichteten die Opfer vor allem von Manipulationen an ihren Genitalien und von zudringlichen Zärtlichkeiten. Sie habe Berichte über Opfer, die sich das Leben genommen hätten. Erstaunlich sei, dass es in den Personalakten des Jesuitenordens, die sie ausgewertet hätte, an keiner Stelle um das Seelenleben der Kinder ging.

Das Berliner Canisius-Kolleg hatte im Januar die ersten Missbrauchsfälle bekanntgemacht. Die bisher bekanntgeworden Fälle sexuellen Missbrauchs hatten sich in den 70er und 80er Jahren zugetragen.