Kairo. Der legendäre ägyptische Pharao Tutanchamun (etwa 1332 bis 1323 v. Chr.) ist ein Kind aus einer Inzestbeziehung. Wie aus einer gestern in Kairo vorgestellten Genuntersuchung hervorgeht, war der Pharao Echnaton der Vater von Tutanchamun. Nofretete, die Hauptfrau von Echnaton, komme als Mutter somit nicht infrage, sagte der Chef der ägyptischen Altertumsverwaltung, Sahi Hawass. Als Mutter identifizierten die Forscher demnach eine bisher unbekannte Frau, die Echnatons Schwester war. Es handelt sich um die sogenannte "Jüngere Dame", deren Überreste ebenfalls im Tal der Könige entdeckt worden waren. Wer sich genau hinter der Mumie mit der Bezeichnung KV35YL verbirgt, ist unbekannt. Bisher war angenommen worden, sie sei die berühmte Nofretete.

Tutanchamun, dessen goldene Totenmaske weltbekannt ist, bestieg den ägyptischen Thron mit nur neun Jahren und starb zehn Jahre später. Schon bisher ging der Großteil der Altertumsforscher davon aus, dass sein Vater der Pharao Echnaton war, der versucht hatte, in Ägypten den Monotheismus einzuführen, den Glauben an nur einen Gott.

Hawass und sein Team, unter ihnen auch der Tübinger Humangenetiker Carsten Pusch, untersuchten mehr als zwei Jahre lang insgesamt 16 Mumien, darunter die von Tutanchamun und zehn weiteren Mitgliedern der königlichen Familie. Sie bestätigten, dass Echnaton Kind von Amenophis III. und dessen Frau Teje war. Tutanchamuns Mutter ist aber gleichfalls ein Kind aus dieser Beziehung. Dass Tutanchamun ermordet wurde, schließen die Forscher nun aus. Ein Loch an seinem Hinterkopf stammt den Erkenntnissen zufolge nicht von einem Schlag, sondern wurde vermutlich von den Einbalsamierern hinterlassen.