Langsam wendet der Herrscher seinen Kopf. Die Schlange, die sein Haupt ziert, blitzt in der Sonne. Sein Oberkörper ist nackt. Der Pharao sitzt auf einem goldenen Thron. Die schlanke Hand liegt auf einem der Katzenköpfe, die die Lehnen zieren. Als er aufsteht, greift Tutanchamun (19) zum Stock. Er humpelt, das Bein schmerzt. Die Beschwerden haben einen harten Zug um seinen Mund gelegt. Trotzdem ist das Antlitz ebenmäßig und schön.

So kann es gewesen sein, in Memphis nahe dem heutigen Kairo. Ein Gentest an seiner Mumie hat jetzt, nach 3300 Jahren, die Lebens- und Todesumstände des Pharaos weitgehend geklärt. Im kühlen Palast aus Lehmziegeln, den sich der Teenager mit seiner Familie teilte - sechs Schwestern, ein Bruder -, führte der junge König ein luxuriöses Leben. Doch ihn quälten Sorgen: Er wünschte sich mit seiner Frau, der dritten Tochter seines verstorbenen Vaters Echnaton, ein Kind - doch vergeblich.

Und noch etwas muss ihn bedrückt haben: War es richtig, dass er den Glauben seines Vaters an einen einzigen Gott, Aton, für Ketzerei erklärte? Jetzt glaubten die Ägypter wieder an viele Götter: an die Beschützerin Isis oder an die Liebesgöttin Hathor. Die Priester hatten es so gewollt. Tutanchamun, der Getriebene.

Am Ende starb er an Malaria - nach einem Mückenstich.