Als Deutschlands vermutlich älteste Dealerin soll eine 85-Jährige aus Solingen kiloweise mit Heroin und Kokain gehandelt haben. Dafür muss sich die Rentnerin seit Dienstag gemeinsam mit vier weiteren Angeklagten – darunter ihrem 50-jährigen Sohn und ihrem 28 Jahre alten Enkel – vor dem Landgericht in Wuppertal verantworten.

Wuppertal. Noch vor Verlesung der Anklage wurde das Verfahren wegen diverser Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetz indes vertagt, wie ein Gerichtssprecher mitteilte. Einer der Angeklagten hatte sich selbst krankgemeldet und war nicht erschienen, obwohl ihn ein Gutachter für eingeschränkt verhandlungsfähig erklärt hatte. Die Polizei soll nun dafür sorgen, dass der 29-Jährige am nächsten Verhandlungstag vor Gericht erscheint.

Die 85-Jährige und ihre Familie waren der Polizei im vergangenen August nach mehrmonatigen Ermittlungen einer eigens gegründeten Sonderkommission „Rente“ ins Netz gegangen. Als die Beamten damals deren Wohnung stürmten, fanden sie unter anderem rund drei Kilogramm Heroin, etwas Kokain und zwei Schusswaffen.

Die Staatsanwaltschaft wirft der Rentnerin vor, seit März 2008 in Begleitung ihres drogensüchtigen Sohnes zunächst mehrmals Heroin in den Niederlanden gekauft und es mit dem Auto nach Solingen gebracht zu haben. Dort soll sie die Drogen verkauft haben, wobei sie sich laut Anklage von Süchtigen anstelle einer Barbezahlung bisweilen auch die Haus- oder Gartenarbeit erledigen ließ.

Als später ihr Enkel die Fahrten in die Niederlande übernahm, soll sie das Heroin dann in ihrer Wohnung gelagert und dort Geld aus dem Verkauf versteckt haben. Insgesamt wirft die Staatsanwaltschaft der 85-Jährigen und den Mitangeklagten vor, bei etwa 35 Kurierfahrten jeweils Drogenmengen zwischen 200 und 500 Gramm transportiert zu haben. Ingesamt geht es damit um mehr als elf Kilogramm.

Nach ihrer Festnahme hatte die betagte mutmaßliche Dealerin bei der Polizei ein Geständnis abgelegt und war daraufhin wieder auf freiem Fuß gesetzt worden. Ihre Verwandten blieben in Untersuchungshaft. Außer der 85-Jährigen, ihrem Sohn und ihrem Enkel müssen sich ein 29-Jähriger und eine 28-Jährige aus Solingen vor Gericht verantworten – letztere wegen Beihilfe. Bei einer Verurteilung drohen den Beschuldigten Haftstrafen zwischen fünf und 15 Jahren. Für den Prozess sind zehn Verhandlungstage veranschlagt.