Bei dem Zusammenstoß zweier Regionalzüge kamen mindestens 25 Menschen ums Leben, weit über 100 wurden verletzt. Einer der Lokführer hatte ein Stoppsignal übersehen.

Brüssel. Beim Zusammenstoß von zwei Vorortzügen in der Nähe von Brüssel sind am Montag mindestens zwölf Menschen ums Leben gekommen. Die Züge prallten am Morgen nahe des Bahnhofes Buizingen offenbar frontal aufeinander, wie die Behörden mitteilten. Ein Lokführer beachtete wahrscheinlich ein Haltesignal nicht. 55 Menschen wurden verletzt. Die Opferzahl könnte noch steigen: Zwischenzeitlich war von bis zu 25 getöteten Fahrgästen die Rede.

Die Wucht des Aufpralls riss die Außenhaut eines Waggons weg und ließ mindestens einen weiteren Wagen aus den Gleisen springen. Augenzeugen und Rettungskräfte berichteten von schwersten Verletzungen. Das Rote Kreuz bat um Blutspenden. Der Regierungschef der Provinz Flämisch Brabant, Lodewijk De Witte, sagte am Nachmittag, dass die offizielle Opferzahl bei zwölf liege und weiter steige.

Zuvor sprachen die belgischen Bahnen von 25 Toten. Der Bürgermeister von Buizingen, Dirk Pieters, berichtete von 20 und berief sich dabei auf Einsatzkräfte.

Nach Zeugenaussagen dauerte das Unglück etwa 15 Sekunden. „Es war ein Alptraum“, sagte der Überlebende Christian Wampach der Nachrichtenagentur AP. Der 47-Jährige wurde wie andere Leichtverletzte in einem Sportkomplex behandelt. Nach seinen Worten gab es in seinem Zug offenbar lediglich im ersten Wagen Todesopfer.

„Als wir rauskamen, haben wir Leichen neben den Gleisen liegen sehen. Manche waren verstümmelt“, sagte die 40-jährige Patricia Lallemand, die im selben Wagen wie Wampach war.

ICE Köln-Brüssel nicht betroffen

An der Strecke entstand ein großer Sachschaden. Einer der Züge ragte meterweit in die Höhe, wo normalerweise Oberleitungsdrähte verlaufen. Der Zugverkehr zwischen Brüssel und dem Südwesten des Landes wurde eingestellt. Unterbrochen waren auch die Hochgeschwindigkeitszüge Eurostar nach London und Thalys nach Deutschland und in die Niederlande. Reisende mussten mit stundenlangen Verspätungen rechnen. Nicht betroffen war nach Angaben der Deutschen Bahn die ICE-Linie von Frankfurt über Köln nach Brüssel.

Wegen des Unglückes sagte der belgische Ministerpräsident Yves Leterme eine Reise in den Kosovo ab. Nur wenige Minuten nach der Landung in Pristina machte sich seine Maschine wieder auf den Weg nach Belgien. Ein derart schweres Bahnunglück ereignete sich in Belgien zuletzt im Jahr 2001, als ein Zug auf den falschen Gleisen fuhr und gegen einen anderen prallte. Dabei kamen acht Menschen ums Leben.

Die Wucht des Aufpralls hat die Züge buchstäblich abheben lassen. Nach dem schweren Zusammenstoß am Montag nahe Brüssel zeigen Fernsehbilder, wie sich die beiden schweren Gefährte gegenseitig zwischen die Oberleitungen emporgedrückt haben. Die Waggons dahinter neigen sich teils bedrohlich zur Seite, einige liegen neben den Gleisen. Die Katastrophe mitten im morgendlichen Pendlerverkehr ereilt Belgien kaum drei Wochen nach der schweren Gasexplosion in Lüttich mit 14 Toten. Diesmal sind vermutlich 20 Menschen ums Leben gekommen – diese Zahl zumindest nennt der Bürgermeister des Brüsseler Vorort-Städtchens Halle, Dirk Pieters.