Der Sucht-Experte Jürgen Schlieckau fordert, den Alkoholverkauf an Jugendliche schärfer zu kontrollieren.

Ahlhorn. Ordnungsämter müssten stärker überwachen, ob Gesetze eingehalten werden. Nur so könne die Abgabe von Alkohol an Jugendliche merklich verringert werden. „Wer Schnaps an Jugendliche verkauft, ist kein netter Kerl, sondern gehört empfindlich bestraft“, sagte der pädagogische Leiter der Dietrich-Bonhoeffer-Suchtklinik für Jugendliche in Ahlhorn bei Oldenburg am Montag in einem EPD-Gespräch. Allein die Tatsache, dass es ein Jugendschutzgesetz gebe, halte keinen Jugendlichen von Übertretungen ab.

In den vergangenen zehn Jahren habe sich bundesweit die Zahl der Zehn- bis 20-Jährigen mit einer Alkoholvergiftung auf 25.700 nahezu verdreifacht. Alkohol müsse deutlich teurer werden, forderte Schlieckau. Nachdem bei den sogenannten Alcopops die Steuer deutlich angehoben wurde, sei deren Umsatz um 70 Prozent eingebrochen. Die süßen Alcopops hätten vor allem Mädchen an den Alkohol gewöhnt. Heute gebe es fast ebenso viele exzessiv trinkende Mädchen wie Jungen. In Skandinavien koste Alkohol das Siebenfache. Dort werde deutlich weniger getrunken.

Ziel müsse es sein, den Jugendlichen den Zugang zum Alkohol so schwer wie möglich zu machen, forderte Schlieckau. „Aber derzeit ist Alkohol jederzeit und überall erhältlich.“ An Tankstellen gebe es rund um die Uhr Alkohol zu kaufen. Seit der Liberalisierung der Ladenöffnungszeiten werde viel mehr Alkohol verkauft als zuvor. Die Einrichtung staatlicher Verkaufstellen mit einem Alkoholmonopol halte er für eine gute Idee. „Wichtiger noch als Gesetze und Verbote sind positive Vorbilder, die deutlich machen, dass es nicht in Ordnung ist, viel zu trinken“, stellt Schlieckau klar: „Ein Trainer, der 14-jährigen Mädchen und Jungen nach einem siegreichen Fußballspiel eine Kiste Bier in die Umkleide stellt, ist eben kein gutes Vorbild.“