Es war wie auf einer Familienfeier. Gästen und Stars standen Tränen der Rührung in den Augen.

Berlin. In den frühen Morgenstunden hatte sich eine dünne Eisschicht über den roten Teppich vor der Berliner Ullstein-Halle gelegt. Wer darin allerdings ein Symbol für den Verlauf des bevorstehenden Abends sehen wollte, lag falsch: Die 45. Verleihung der Goldenen Kamera sparte nicht an Emotionen. Kälte und Schnee mussten draußen bleiben, mehr als einmal wurde einem vor lauter Rührung warm ums Herz.

Grund dafür waren Momente der Freundschaft, wie man sie selten sieht in einer Branche, die vom Verkauf der Illusionen lebt, von der Beschwörung des schönen Scheins. Vielmehr wähnte man sich bei der von der Fernsehzeitschrift "Hörzu" verliehenen Goldenen Kamera auf einer Familienfeier. Einem Treffen der Generationen und lang vermisster Freunde.

Der Auftritt, der nicht nur Schauspielerin Iris Berben (59) im Publikum die Tränen in die Augen trieb, war die Begegnung von Ehrenpreisträger Joachim "Blacky" Fuchsberger (82) und seinem guten Freund, Weltstar Harry Belafonte (82). Auf der Bühne löste sich ein, was Überraschungsgast Belafonte Fuchsberger schon einst im Münchner Circus Krone versprochen hatte: "Wir Blackys müssen zusammenhalten."

Freundschaft lebt nun mal von gemeinsamen Erinnerungen. Wie man diese übersetzt in für die Zuschauer überaus unterhaltsame Anekdoten, bewies der internationale Ehrenpreisträger Danny DeVito (65). Er erzählte von seiner Wohngemeinschaft mit Kollege (und Überraschungslaudator) Michael Douglas (65), in der, basierend auf einer geteilten Monatsmiete von 150 Dollar, der Grundstein für eine bis heute anhaltende, kreative Freundschaft gelegt wurde. Douglas, so DeVito weiter, habe noch jahrelang seinen Mietanteil bezahlt, als er schon längst in Kalifornien wohnte und "Die Straßen von San Francisco" drehte und damit zum Weltstar wurde. Eine Pointe, zu schön, um ausgedacht zu sein.

Solche Szenen möchte man jungen deutschen Schauspielern so lange vorführen, bis sie nie wieder als Preisträger die Bühne betreten mit den Worten: "Ich habe leider nichts vorbereitet ..." Matthias Schweighöfer (28) mag die Auszeichnung als bester Schauspieler für seine Rolle als junger Reich-Ranicki verdient haben, seine Laudatio reichte nicht einmal ansatzweise heran an die emotionale Wucht der Worte von DeVito, Fuchsberger oder auch Dieter Thomas Heck (72).

Wie unverkrampft scheinbar unvereinbare Künstler-Gegensätze und Generationen miteinander kommunizieren können, bewies etwa die ungewöhnliche Verbindung zwischen Fernsehurgestein Heck und den Erfolgsrappern von den "Fantastischen Vier". Lange feierten die für den besten Musikact ausgezeichnete Band und der "Soulbrother Number One" (Thomas D. über Heck) denn auch gemeinsam auf der anschließenden Dinner-Party. Einst monierte Inge Meysel (* 94), dass die Goldene Kamera kein Gold enthält. Seitdem ist das gute Stück wertbeständig ver goldet. Über die wirkliche Alchemie der Statue aber klärte der blendend aufgelegte, hochprofessionelle Moderator Hape Kerkeling (45) auf: Zwei Bambis, sagt er, müssten eingeschmolzen werden, um eine Goldene Kamera zu ergeben. Die Wärme dieses glamourösen Familientreffens setzte sich bis in die zweite, inoffizielle Aftershowparty in der Szenekantine Borchardt fort: Bis fünf Uhr morgens wurde hier bei hoher Stardichte weitergefeiert: Gewinner mit Verlierern, deutsche einträchtig mit internationalen Schauspielern wie Martina Gedeck (48), die am Tisch von DeVito und Michael Douglas Platz nahm. Doch auch zu später Stunde klang den meisten noch der anrührendste Satz des Abends in den Ohren. Er kam aus dem Mund von Blacky Fuchsberger: "Einen großen Wunsch habe ich noch: Auf Wiedersehen." Ein schönes Motto für einen Medienpreis, der sich auch mit 45 Jahren seine Strahlkraft erhalten hat.