Der 60-jährige Rocker bewies, dass er die Fans immer noch begeistern kann. Zum Jubiläum gibt's ein neues Album und ein Konzert.

Berlin. „Ich möchte, dass sich die Fans in dem wiederfinden, was wir tun“, sagt Peter Maffay auf der After-Show-Party im Berliner Tempodrom. Und die Ovationen der, wie er sagt, „allerhärtesten“ weil handverlesenen Fans hat er sich in der Show zuvor mit seiner Band und dem Philharmonic Volkswagen Orchestra erspielt. Prominenz aus Politik – von Franz Müntefering bis Sigmar Gabriel – und Showbiz – Frank Elstner, Thomas Stein, Leslie Mandoki – sind zur Feier seines 40. Bühnenjubiläums gekommen.

„Tattoos“ heißt das am (morgigen) Freitag erscheinende Album zum Jubiläum des 60-jährigen Sängers, und Tätowierungen im kollektiven Gedächtnis der Nation sind die Songs von „Du“ über „Und es war Sommer“ bis „Eiszeit“ und „Über sieben Brücken musst du gehen“ schon. Was da in den per Video eingespielten Zeitdokumenten von Willy Brandt bis Erich Honecker allein im ehemals deutsch-deutschen Verhältnis über ein Lied wie „Über sieben Brücken musst du gehen“ transportiert wird, ist schon bewegend – für verschiedene Generationen aus unterschiedlichen Gründen, aber das Gänsehaut-Gefühl verbindet bis ins Jahr 2010.

Und das kommt nach wie vor an. Der Chef der Konzertagentur DEAG, Peter Schwenkow, verkündet nach der „Tattoos“-Premiere im Tempodrom stolz, dass bereits vor Veröffentlichung der Jubiläums-CD 100.000 Eintrittskarten für die Anfang November startende Tournee verkauft worden seien – Maffay ist und bleibt ein Umsatzphänomen. Und Maffays Plattenfirma ist sich eines hohen Chart-Einstiegs sicher.

Maffay hat in dem Tempodrom-Event, der natürlich im Fernsehen und per DVD präsentiert werden wird, mit viel Charme und Selbstironie durch sein Programm geführt. „Nach so langer Zeit spielt man die Lieder wie damals, nur etwas faltiger“ sagt er nach „Josie“ – und sein verschmitztes Lächeln überträgt sich auf den Saal. Alle weiblichen Wesen im Saal sind längst Frau geworden. Und sie alle lassen nach wie vor jubelnd jede Schlagerlüge von „Du“, „Josie“ und „So bist du“ durchgehen, weil damit unter Umständen wichtiges in ihrer Biografie verbunden ist. Einer Mittdreißigerin – mithin bei der Veröffentlichung von „Du“ noch lange nicht geboren – entfährt laut ein „Oh Gott!“, als sie eingeblendete „Bravo“-Poster mit Maffay aus der „Du“-Ära sieht. Der Legende tut das keinen Abbruch.

Der Berliner Auftritt ist der erste mit dem Philharmonic Volkswagen Orchestra. Der Tontechniker mischte den Sound nach der Devise „Im Zweifel für die Band“ und war damit in einem Saal mit den „allerhärtesten“ Maffay-Fans auf der sicheren Seite. Das Phänomen Maffay ist aber auch, dass der Hauptakteur sich nie zufrieden gibt mit dem, was er sowieso schon erreicht hat. Der Sound im Tempodrom war so gemischt, dass die Band das Orchester dominierte. Außer beim dramatisch arrangierten „Eiszeit“ und den Balladen ging es im wuchtigen Sound der Rock-Profis von Carl Carlton, Ken Taylor, Peter Keller, Jean-Jacques und Pascal Kravetz schlicht unter.

Das hat mit Tontechnik und der Akustik der Spielstätten zu tun. Und das treibt einen wie Maffay um, der auf seinen Kopfhörern – in der Branche heißt das „In Ear System“ – den nach eigenen Angaben perfekten Sound hat. „Wenn die Leute meinen Kopfhörersound hätten, dann wäre ich der Weltmeister. Wenn die das hören könnten, was ich höre, dann würden die einfach nur noch sagen: Sahne!“, sagt er im Gespräch mit der DAPD. Nur: Das, was die Musiker hören, muss nicht identisch mit dem sein, was das Publikum hört – schon gar nicht diejenigen in der letzten Reihe. „Denen müsste man einen Kopfhörer verpassen, und dann würden die wahrscheinlich umfallen und sagen: Ich gehe nie mehr ohne in ein Konzert.“

Die Sache der Zukunft? „Ja! Ja, ich meine: Ja! Warum gibt es große Symposien und weiß der Kuckuck was, wo unterschiedliche Sprachen gesprochen werden, und da kriegst du halt so einen Kopfhörer. Das geht doch. Es ist ein Aufwand! Wenn so ein Kopfhörer – sagen wir mal – einen Fünfer kostet, dann könntest du sagen: Okay, das Ticket kostet jetzt nicht mehr 40 Euro, sondern 35 Euro, du kriegst jetzt aber auch einen Kopfhörer dabei, finanzierst den Kopfhörer mit. Den kann dann jeder aufsetzen und kriegt über Funk diesen Impuls und kann da zuhören. Das ist theoretisch machbar. Also wenn diese Voraussetzung da ist, dann kriegst du jeden Cello-Spieler eigentlich mit. Das ist aufwendig. Technologie, und die kostet Geld...“