Im Südwesten des Landes entdeckten Lebensmittelkontrolleure wieder Melamin in verschiedenen Milchprodukten.

Peking. Der Skandal um mit Chemikalien verseuchtes Milchpulver in China nimmt kein Ende: Im Südwesten des Landes entdeckten Lebensmittelkontrolleure nach staatlichen Medienberichten vom Montag erneut Melamin in verschiedenen Milchprodukten, darunter Speiseeis. Drei Milchfabriken mussten ihr Sortiment aus den Supermärkten der Provinz Guizhou zurückziehen, wie Zeitung „China Daily“ berichtete. Die Firmenleitungen machten ihre Milchpulver-Lieferanten für die Verseuchung verantwortlich. Laut Behörden könnte es sich bei dem Pulver um Reste aus dem Jahr 2008 handeln, als mindestens sechs Babys nach dem Genuss verseuchter Milch starben.

Der Melamin-Skandal war im September 2008 kurz nach den Olympischen Spielen in China aufgedeckt worden. Die gesundheitsschädliche Industriechemikalie war im großen Stil der mit Wasser gestreckten Milch beigemischt worden, um einen höheren Proteingehalt vorzutäuschen: Fast 300.000 Babys und Kleinkinder erkrankten. Der Skandal weitete sich international aus, nachdem Melamin-Spuren auch in chinesischen Export-Produkten entdeckt worden waren. Mehrere Verantwortliche mussten sich vor Gericht verantworten, zwei von ihnen wurden im vergangenen November hingerichtet.

Anfang Januar wurde bekannt, dass die chinesischen Behörden einen erneuten Fall fast ein Jahr lang vertuschten. Kontrolleure hatten Medienberichten zufolge bereits im Februar und April 2009 in einer Milchfabrik in Shanghai Melamin in Milchpulver und Kondensmilch festgestellt – mehrere Monate nachdem die Regierung in Peking die Melamin-Gefahr offiziell für beendet erklärt hatte.