Sechs Jahre lang hatte sich Juan Carlos Lecompte für die Freilassung seiner Frau engagiert und auf eine Fortsetzung ihrer Ehe gehofft.

Paris. Der Ex-Ehemann von Ingrid Betancourt, die im Juli 2008 nach sechs Jahren aus kolumbianischer Geiselhaft befreit worden ist, hat ein Buch über seine enttäuschte Liebe geschrieben: Während der Entführung seiner Frau hatte Juan Carlos Lecompte auf eine Fortsetzung seiner Ehe gehofft - doch vergeblich, wie es in dem jetzt in Frankreich erschienenen Buch „Ingrid et moi“ (Ingrid und ich) nach französischen Rundfunkberichten von Freitag heißt.

Betancourt war 2002 als Präsidentschaftskandidatin in Kolumbien angetreten. Am 23. Februar 2002 starten Ingrid Betancourt und Clara Rojas zu einem Wahlkampftermin in den Süden Kolumbiens. Sie wissen, dass der Weg durch das Gebiet der FARC-Guerilla führt. Die beiden Spitzenkandidatinnen der Umweltpartei Partido verde oxigeno wollen sich aber nicht einschüchtern lassen. Als zwei Hubschrauber ausfallen, müssen sie ohne Sicherheitspersonal mit einem Jeep fahren - und geraten prompt in einen Hinterhalt. Noch am Abend erhält Clara Rojas' Vater ein Fax, dass seine Tochter und Betancourt Geiseln der FARC seien. Sie bleiben es sechs endlose Jahre lang.

„Als sie nach ihrer Haft aus dem Flugzeug stieg hat sie mir die Wange getätschelt - für mich war das wie eine Ohrfeige“, schreibt der Mann, der seinen Beruf als Werbefachmann aufgegeben hatte, um sich unermüdlich für ihre Freilassung zu engagieren. Doch Ingrid habe bei ihrer Rückkehr keine Anerkennung für ihren Mann gehabt. „Sie hat sich bei der ganzen Erde bedankt, bei Gott, ihren Kindern und der Regierung, doch meinen Namen hat sie nie erwähnt“, schreibt Lecompte, der heute in Bogota lebt und in seinem früheren Beruf zurückgekehrt ist.

Zuletzt habe Ingrid, die mit Lecompte in zweiter Ehe verheiratet war, auf eine rasche Scheidung gedrängt. Den letzten Kontakt zu ihr habe er zum Begräbnis seines Vaters im Januar 2009 gehabt. „Bitte unterschreibe schnell die Scheidungspapiere. Ich weiss, dass Dein Vater gestorben ist, aber das Leben geht weiter“, soll sie geschrieben haben.