Wieder ist zwei Häftlingen in Nordrhein-Westfalen die Flucht gelungen. Die beiden Männer werden jedoch nicht als gewalttätig eingeschätzt.

Münster/Düsseldorf. Schon wieder ein Ausbruch aus einem Knast in Nordrhein-Westfalen: An einer Regenrinne des Gefängnisses in Münster sind am Dienstagmorgen zwei Häftlinge in die Freiheit geklettert. Die beiden Männer seien kurz nach sieben Uhr durch ein vergittertes Oberlicht aufs Dach gestiegen, teilte die Justizvollzugsanstalt mit. Ein Gitterstab sei ausgebrochen worden. Das nordrhein-westfälische Justizministerium will nun die Sicherheit der Gefängnisse im Land auf den Prüfstand stellen. Justizministerin Roswitha Müller-Piepenkötter (CDU) beorderte die Leiter aller Anstalten im Land zu einer Dienstbesprechung für Mittwoch ins Ministerium.

Der eine geflohene Häftling ist nach Angaben der JVA ein 34-Jähriger, der wegen Einbruchdiebstahls zu zwei Jahren Haft verurteilt worden war. Der zweite Ausbrecher sei 25 Jahre alt und verbüßte eine vierjährige Haftstrafe wegen Bandendiebstahls. Beide würden als nicht gewalttätig eingeschätzt.

Erst Ende November waren zwei gefährliche Schwerverbrecher aus dem Gefängnis in Aachen geflohen. Erst nach mehreren Tagen konnten die beiden Gangster, die auf der Flucht mehrere Geiseln nahmen, dingfest gemacht werden. In der Folge entbrannten Diskussionen zur Überbelegung und mangelndem Personal in NRW-Gefängnissen.

Eine Expertenkommission, die sich nach diesem Ausbruch zunächst nur die Aachener Anstalt vornehmen sollte, werde jetzt auch das Gefängnis in Münster „unter die Lupe“ nehmen, teilte das Justizministerium am Dienstag mit. Die Ausbruchzahlen seien zwar deutlich gesunken, „aber es gibt offenbar immer noch Schwachstellen“, erklärte Müller-Piepenkötter.

Durch das Oberlicht gelangten die Ausbrecher in Münster auf das Flachdach der Werkhalle des Gefängnisses. Von dort rutschten sie an einer Regenrinne herunter ins Freie. Dies hätten Fußabdrücke auf dem Rasen gezeigt. Wie es den Männern gelungen war, durch das Fenster in etwa 3,40 Meter Höhe zu flüchten, war zunächst unklar. Die Leiterin der Justizvollzugsanstalt, Maria Look, stand für eine Stellungnahme zunächst nicht zur Verfügung. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft Münster ist gegen beide Ausbrecher ein Ermittlungsverfahren eingeleitet worden.

Die Polizei fahndet bisher ohne Erfolg nach den Häftlingen. Beide stammen nach Angaben eines Sprechers aus Südeuropa, sprechen gebrochen deutsch, sind schlank und größer als 1,80 Meter. Es sei davon auszugehen, dass sie Teile ihrer Anstaltskleidung ausgezogen hätten, hieß es.

Der Vorsitzende des Bundes der Strafvollzugsbediensteten (BSBD) in NRW, Klaus Jäckel, bezeichnete den Personalstand in der JVA Münster als ausreichend. „Die Sicherheit dort ist nicht durch fehlendes Personal gefährdet“, sagte er. Nach der Flucht der Gefangenen aus der JVA Aachen hatte der BSBD auf die hohe Belastung des Personals in den Gefängnissen hingewiesen.

Die Justizvollzugsanstalt Münster gehört zu den ältesten Gefängnissen in Nordrhein-Westfalen und liegt am Rand der Innenstadt in Bahnhofsnähe. In dem mehr als 150 Jahre alten Gebäude sitzen derzeit rund 500 Gefangene ein, von denen die Mehrheit geringe Freiheitsstrafen verbüßt.