NDR-Landesfunk-hausdirektorin Maria von Welser hat für das Abendblatt einen sehr persönlichen Nachruf auf ihre Freundin geschrieben.

Welch ein Schicksal: von der Schönheitskönigin und Star-Moderatorin zur sprachlos Trauernden. Wo immer Petra Schürmann auftrat, schauten ihr die Menschen nach. Sie hatte Charisma, Charme und einen unglaublichen Mutterwitz. Sie bewies allen in den Medien, dass eine Frau sowohl schön sein kann (Miss Welt) als auch klug. Dass man ein Kind haben kann und trotzdem unverändert seinen beruflichen Weg geht. Sechs Jahre hat sie sogar ihr Kind unverheiratet und als Alleinverdienerin großgezogen. Das war damals sehr ungewöhnlich und sorgte für viel Getuschel. Was aber Petra in keinster Weise gestört hat. Selbstbewusst und mutig grenzte sie Privates vom beruflichen Erfolg ab.

Für mich war sie ein großes Vorbild in der Fernsehlandschaft. Sie gab mir, der jungen Kollegin von der Tageszeitung, bei meinen ersten Schritten vor der Kamera wertvolle Tipps, gute Ratschläge, war stets kollegial und freundschaftlich. Ohne Starallüren, wie so manche andere. Hochprofessionell, wenn es um die Vorbereitung einer Sendung ging. Egal ob im Radio auf Bayern 3 oder im Bayerischen Fernsehen. Das war auch die Zeit, in der wir uns näher kennenlernten. Wo ich sie als Jung-Redakteurin betreuen durfte. Mir imponierte ihre totale Zuverlässigkeit, ihre Disziplin. Petra kam nie auch nur eine Sekunde zu spät zu einer Sendung, war immer bestens vorbereitet - aber dabei locker und lustig.

Es war immer eine ganz große Freude, mit ihr zusammenzuarbeiten. Auf Reisen galt stets der letzte, späte Anruf am Abend ihrem Mann Gerhard (* 86), vor allem aber Püppchen, ihrer geliebten Tochter Alexandra (* 34). Und am Morgen war es das erste Telefongespräch. Sie hing unglaublich an ihrer Familie, bei allem Glanz und Glamour der Medienwelt - das war ihr ganz großes Glück.

Ich habe Petra übrigens nie ungeschminkt gesehen. Egal wie früh am Morgen eine Sendung begann - Petra war stets wie aus dem Ei gepellt. Aus ihren Zeiten als Modell und Miss Welt kamen wohl auch der Chic und Geschmack, mit dem sie sich stets kleidete. Jeder Auftritt glich dem eines echten Stars. Bis zuletzt konnte sie mithalten mit allen anderen auf den roten Teppichen der Republik ...

Der Tod ihrer Tochter auf der Autobahn durch einen Geisterfahrer warf Petra aus der Bahn. Sie konnte mit dem Schmerz, dem Verlust nicht umgehen. Es war ihr unerträglich. Sie verschloss sich vor Gerhard, ihrem Mann, der ja auch um sein Püppchen trauerte. Die beiden einst so liebevoll miteinander verbundenen Menschen wurden sich fremd. Nur noch wenige Freunde hatten Zugang zu ihr. Telefonate und Briefe wurde nicht beantwortet. Es hat ihr einfach "die Sprache verschlagen", kein Wort kam mehr über ihre Lippen. Nur noch per SMS kommunizierte sie mit Uschi, ihrem ehemaligen Kindermädchen, der späteren Prinzessin von Bayern. 74 Jahre nur wurde sie alt, welch ein Schicksal, welch eine Tragik.

Ich höre sie noch, sehe sie noch, mit ihren großen, tollen Augen, wenn sie wie kaum eine andere Frau Witze erzählen konnte. Oder vor der Kamera die Abendschau oder die Rundschau im Bayerischen Fernsehen moderierte und den ZuschauerInnen immer das Gefühl gab: Das hier erzähle ich jetzt nur Ihnen ganz persönlich. Ich trauere um eine große Kollegin, eine Vorbild-Frau, die selbstbewusst und schnörkellos ihren Weg gegangen ist. Adieu, Petra.