Der dreimalige Wimbledonsieger spielt beim größten Live-Pokerturnier außerhalb von Las Vegas mit. Noch hält er sich für einen Amateur.

Paradise Island/Berlin. In der Stille ist nur das Klackern der Pokerchips zu hören. Es kommt aus Boris Beckers Richtung. So wie früher, wenn der einstige Tennisstar bei einem entscheidenden Aufschlag den Ball auf den Boden tippte. Dazu fixiert Becker seinen Gegner mit leicht verkniffenen Augen. Er ist wieder in seinem Element. Statt auf dem Platz spielt der 42-Jährige seine Asse jetzt aber am Tisch. Auch bei seiner zweiten Karriere als Pokerspieler ist der gebürtige Leimener vom Ehrgeiz getrieben.

«Ich sehe mich immer noch als Amateur. Richtig gut wird man erst mit der Erfahrung. Aber ich will mich weiter verbessern und irgendwann vielleicht auch mal die Stars der Szene ärgern», sagte Becker im Interview mit dem Sport-Informations-Dienst (SID).

In dieser Woche startet er beim PokerStars Caribbean Adventure, dem größten Live-Pokerturnier außerhalb von Las Vegas, im luxeriösen Atlantis Resort & Casino auf den Bahamas. Die Nervosität vor so einem Event sei mit der von früher zu vergleichen, sagte Becker: «Das leichte Kribbeln ist immer da, denn man geht voller Träume in so ein Turnier.»

Seit etwas mehr als zwei Jahren ist der sechsmalige Grand-Slam-Gewinner nun schon das Zugpferd eines Online-Pokerportals. In den Werbespots spielt Becker gerne den großen Bluffer, und auch im wahren Poker-Leben liebt er diesen speziellen Adrenalinkick: «Ich glaube schon, dass ich ein gutes Pokerface habe. Man darf dem Gegner nicht zeigen, was in einem vorgeht. Darin liegt der große Reiz des Spiels.» Anders als viele seiner Konkurrenten braucht Becker keine Sonnenbrille und auch keinen Rollkragenpullover, der die verräterische Halsschlagader bedecken soll.

Das enorme Preisgeld, das vor allem in der beliebten Poker-Variante Texas Hold em ausgeschüttet wird, ist nicht Beckers größte Motivation, aber vielleicht sein Vorteil. Er sei es schließlich aus seiner Tenniskarriere gewohnt, um hohe Summen zu spielen, «da breche ich nicht gleich in Angstschweiß aus», sagte der Rotschopf, der schon damals bei Regen-Unterbrechungen in Wimbledon gerne den Poker-Koffer ausgepackt hat.

Becker sieht generell viele Parallelen zwischen seinen beiden großen Leidenschaften: «Manchmal braucht man Geduld wie bei einem Fünf-Satz-Match, manchmal muss man angreifen.» Inzwischen habe er gelernt, konservativer zu spielen. Früher habe er den typischen Anfängerfehler gemacht und viel zu oft geblufft.

Eines wird sich aber wohl nie ändern: Ein Boris Becker kann nur sehr schlecht verlieren. «Mich darf keiner ansprechen, wenn ich als Verlierer den Tisch verlassen muss. Da hat sich im Vergleich zu früher nichts geändert», sagte Becker.

Am schlimmsten seien Niederlagen gegen seine Frau Lilly, die ihn beim Showturnier von TV-Moderator Stefan Raab schon einmal über den Tisch gezogen hat. «Aber noch ist meine Bilanz gegen sie im Plus», sagte Becker.