Schneefälle legen Flugbetrieb lahm, vier Eurostar-Züge mit tausenden Reisenden bleiben liegen. Jetzt steigen die Temperaturen und es droht Eisregen.

Hamburg. Klirrender Frost und Schneefälle haben Europa in ein Verkehrschaos gestürzt. Der Düsseldorfer Flughafen war am Sonntag von 9.15 Uhr stundenlang gesperrt. Auch in Frankfurt/Main fielen rund 100 Flüge aus. Im Eurotunnel unter dem Ärmelkanal verbrachten Tausende Reisende eine frostige Nacht, nachdem vier Eurostar-Züge dort steckengeblieben waren. In den kommenden Tagen sollen die Temperaturen zwar wieder steigen, mit Entspannung im Verkehr ist dennoch nicht zu rechnen: Eisregen dürfte viele Straßen in spiegelglatte Rutschbahnen verwandeln.

In Düsseldorf wurde der Flugbetrieb wegen starker Schneefälle am Sonntag bis auf weiteres eingestellt . Wie der Flughafen am Sonntagabend mitteilte, war unklar, wann wieder Flugzeuge starten oder landen könnten. Mit weiteren Beeinträchtigungen sei zu rechnen, hieß es. „Weil immer neuer Schnee fällt und zudem ein starker Wind für Verwehungen sorgt, ist es für die Räumdienste derzeit unmöglich die Start- und Landebahnen von Schnee freizuhalten“, erklärte der Flughafen Düsseldorf.

Der Flugbetrieb war am Morgen gegen um 9.15 Uhr aus Sicherheitsgründen eingestellt und Flüge annulliert oder umgeleitet worden. Bisher betroffen gewesen seien etwa 150 ankommende Maschinen, die auf andere Flughäfen umgeleitet worden seien. 150 Abflüge seien bisher annulliert worden. Insgesamt hatte der Düsseldorfer Flughafen am Sonntag mit 440 Start und Landungen sowie 39.000 Passagieren gerechnet. In Frankfurt wurden 50 eingehende und 50 ausgehende Flüge gestrichen, mit weiteren Ausfällen im Laufe des Abends sei zu rechnen, sagte eine Sprecherin. Auch in Paris, Brüssel und Amsterdam war der Flugbetrieb zum Teil stark beeinträchtigt, es gab Verspätungen von mehreren Stunden.

Im Eurotunnel mussten mehr als 2.000 Reisende bis zu 16 Stunden in dunklen und ungeheizten Eisenbahnwagen ausharren. Die Betreiber machten die klirrende Kälte in Nordfrankreich dafür verantwortlich, dass der Eurostar bei der Einfahrt in den vergleichsweise warmen Tunnel nicht mehr funktionsfähig war. Alle Verbindungen wurden vorerst eingestellt, davon betroffen waren etwa 50.000 Reisende. Neben den technischen Problemen mit den hochmodernen Zügen entstand der Betreibergesellschaft ein enormer Imageschaden. Fahrgäste beschwerten sich massiv über mangelnde Information und Hilfe. Einige mussten im Dunkel ein Stück durch den Tunnel laufen, Augenzeugen berichteten von Panikattacken.

Nicht nur in Deutschland, auch in anderen Ländern Europas war die Nacht zum Sonntag die bislang kälteste in diesem Jahr. Der strengste Frost von minus 28 Grad in Bodennähe wurde im Messnetz des Deutschen Wetterdienstes in Süddeutschland registriert, in Pfullendorf und Laupheim (Baden-Württemberg) sowie in Nürnberg (Bayern). Die tiefste Temperatur in zwei Meter Höhe wurde auf der Zugspitze angezeigt: minus 27,4 Grad. Noch tiefere Werte wurden von meteomedia, der Firma von Jörg Kachelmann (ARD), gemessen: minus 30,3 in Albstadt-Degerfeld. Damit hat der 20. Dezember den 7. Januar als kälteste Nacht 2009 abgelöst: Anfang dieses Jahres waren 27,7 Grad an der DWD-Station im sächsischen Dippoldiswalde verzeichnet worden.

In Mannheim erfror ein 46-jähriger Obdachloser. Er hatte laut Polizei mit einer Kapuzen- und einer leichten Daunenjacke auf dem bloßen Betonboden einer Gleisanlage geschlafen, nachdem er mit zwei Bekannten Alkohol getrunken hatte. In Polen erfroren bei Temperaturen bis minus 20 Grad in der Nacht zum Sonntag 15 Menschen. Menschen kamen am Wochenende bei Glätte-Unfällen ums Leben. Für die kommenden Tage wurden Autofahrer zu besonderer Vorsicht aufgerufen: Bei steigenden Temperaturen wird Regen und überfrierende Nässe auf den Straßen erwartet. Am Montag lassen dem DWD zufolge die Schneefälle an den Alpen nach. Auf den Gipfeln kommt Föhnsturm auf. Von Südwesten her zieht aber bald neuer Schneefall auf, der später auch die Mitte Deutschlands erreicht. Es muss mit gefrierendem Regen gerechnet werden.

Die Tageshöchsttemperaturen liegen laut Prognose zwischen minus 6 Grad im Vogtland und plus 1 Grad am Oberrhein und auf den Nordseeinseln. Extreme Glätte ist laut DWD in der Nacht und am Dienstag zu erwarten.Mit Regen und Schnee geht es weiter. „Ob die zu Wochenbeginn in weiten Landesteilen vorhandene Schneedecke auch in den Niederungen trotz der Milderung und des zeitweiligen Regens bis zum Heiligabend durchhält, ist noch offen“, erklärte der DWD-Meteorologe Ansgar Engel.