Johannes Heesters trainiert auch mit fast 106 Jahren noch immer Körper, Geist und Stimme.

Berlin. „Ich fühle mich jünger, und ich mache noch immer zweimal in der Woche richtiges Training mit Gewichten und so und ich lerne immer noch fleißig meine Texte“, sagte der Schauspieler und Sänger im Vorfeld seines hohen Geburtstages am 5. Dezember in einem Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur dpa. „Ich fühle mich auch immer noch fit, hin und wieder gibt es auch mal einen Genever-Schnaps oder eine Zigarette, aber sehr wenig, denn Rauchen ist nicht gut für die Stimme, und ich muss doch bei Stimme bleiben für die Geburtstagsgala in Wien.“

Dort singt Heesters wieder sein Lied „Ich knüpfte manche zarte Bande“ aus Millöckers „Bettelstudent“ in Erinnerung an seinen ersten Auftritt vor nunmehr 75 Jahren an der Wiener Volksoper – mit der weiteren Liedzeile „...studierte die Pariserin, die schönsten Frau’n im Sachsenlande, in Deutschland, Ungarn und in Wien“. Heesters freut sich auf den Auftritt in der Donaumetropole und die Ehrungen für ihn im Rathaus. „Es ist schön, gerade in Wien zu feiern und dort auch geehrt zu werden. Hoffentlich bleibe ich bei Stimme, es sind ja keine einfachen Lieder, die ich singe, die sind nicht ganz so leicht wie man denkt. Ich will in Wien gut in Form sein und noch einmal das Lied singen, das sich damals dort vor 75 Jahren gesungen habe, und ich habe das Gefühl, es geht“, bekräftigt „Jopie“ und schmettert in dem Gespräch zur Probe gleich mal los.

„Der Auftritt muss gelingen, ich blicke immer nach vorne, nicht zurück.“ Heesters, der fast erblindet ist, trainiert unabhängig von Auftritten mit seiner Frau Simone jeden Tag seine Texte. „Ich finde, man muss auf der Bühne immer gut vorbereitet sein und aufpassen, dass man nicht stottert oder anfängt, nach Worten zu suchen, das ist doch peinlich für einen Künstler, egal wie alt man ist.“ Natürlich gibt es auch zum 106. Geburtstag die Standardfrage wie seit Jahren schon: „Wie erreicht man so ein gesegnetes Alter und diese anhaltende Lebensfreude?“

Ganz einfach, findet Heesters: „Ich war ja von Kindesbeinen an immer gesund und fit gewesen und habe immer Sport getrieben. Ich habe eine schöne Jugend gehabt. Dazu habe ich auch meine Stimme gepflegt, denn ich habe schon als Kind in der Kirche gesungen und Gesangsstunden genommen und dann bin ich in diesen schönen Beruf gekommen. Und ohne Freude geht das alles nicht, also ich habe das Leben auch genossen, aber gesund genossen.“ Unterstützt in seiner Lebensfreude wird der Schauspieler und Sänger nicht zuletzt von seiner Ehefrau Simone Rethel-Heesters. „Er sieht nichts mehr, das macht ihn natürlich etwas traurig, aber er ist nicht verbittert“, sagt Rethel-Heesters der dpa. „Das sieht mein Mann ganz realistisch. Das ist die Natur, da kann man nichts machen, die Natur macht nicht das, was ich will, also muss ich damit leben sagt er dazu. Er resigniert nicht.“

Und er habe dazu auch die richtige aktive Lebenseinstellung. „Ich sage ja auch immer, je mehr los ist, desto mehr Kraft hat er, desto besser fühlt er sich. Sich schonen ist eigentlich das, was Kraft nimmt“, meint die Schauspielerin, Autorin und Malerin, dabei anspielend auf manche Meinungen in der Öffentlichkeit, warum ihr Mann die Auftrittsstrapazen in seinem hohen Alter immer noch auf sich nimmt. „Es ist ein Wunder“, sagt sie dazu. „Wer wird schon 106 und ist noch in so guter körperlicher Verfassung, seine Werte sind noch immer gut. Er ist noch immer aktiv und so positiv eingestellt. Es ist auch eine Gnade.“