Wer seinen Partner das erste Mal mit nach Hause bringt, sollte ihn vorwarnen - wo lauern die Fettnäpfchen? Die wichtigsten Tipps:

Köln. Es ist wie in einem Alienfilm. Sie haben die Kontrolle übernommen. Sie sind überall: Eltern. Selbst in einer Beziehung kann man den „Fremden“ nie ganz aus dem Weg gehen. Solche Begegnungen der dritten Art können echt gruselig sein – vor allem beim ersten Mal. Ob Sonntagskaffee, Abendessen oder ein Wochenende bei den Eltern vom Freund oder der Freundin: Damit der erste Kontakt friedlich über die Bühne geht, muss er gut vorbereitet sein. Denn bei der Kommunikation kann einiges schiefgehen: „Da prallen schließlich ganz unterschiedliche Wertvorstellungen aufeinander“, erläutert der Paartherapeut Manuel Tusch aus Köln. Wer seinen Partner das erste Mal mit nach Hause bringt, sollte ihn daher vorwarnen: Wo lauern die Fettnäpfchen? Und wie sind die Eltern generell drauf? „Es kann sich sogar lohnen, schwierige Fragen vorher einmal durchzuspielen.“ Die wichtigsten Tipps dazu im Überblick:

COOL KOMMT UNCOOL: Einen auf cool machen kannst Du vor Deinen Kumpels, bei so einem Besuch aber besser nicht. Komplett verbiegen sollte man sich zwar nicht – ein bisschen anpassen als Gast aber schon, erklärt der Psychologe Bernhard Broekman aus Wiesbaden. Das gelte auch für den Umgangston: Hiphop-Slang lässt Du also besser zu Hause. Der Daddy von der Freundin ist schließlich nicht P. Diddy. Du führst Dich also am besten nicht auf wie Eminem und sagst dauernd „Scheiße“. Da sind Eltern halt ein bisschen empfindlich. Also: „Respect“ ist die Devise! Alles andere kommt eher uncool rüber.

SMALL TALK: Wenn Du nur stumm wie ein Fisch dasitzt, kann das gemeinsame Abendessen lang werden. Also, mach Dich locker und erzähl was! „Schönes Wetter“ oder „Das Essen ist lecker“ geht immer. Diskussionen anzufangen, ist dagegen keine so gute Idee. „Politik, Religion und Sex sind Tabuthemen“, erklärt Broekman. Dass der Vater Deiner Freundin CDU/CSU oder SPD wählt, steht also nicht zur Debatte, auch wenn Du das vielleicht spießig findest. „Live and let live“ ist das Motto.

ABCHECKEN: Gehört dazu. „Das ist ein bisschen wie in einem Bewerbungsgespräch“, erklärt Tusch. Eltern wollten eben immer wissen, mit wem sich ihr Sohn oder ihre Tochter einlässt – und dabei nur das Beste für ihre Kinder. Mit nervigen Fragen wie „Und, was willst Du später mal machen?“ muss man also rechnen. Deshalb musst Du aber nicht gleich den perfekten Schwiegersohn spielen. „Nicht schleimen“, rät Tusch. Sich verstellen wirke am Ende bloß aufgesetzt und deshalb komisch. Und keiner erwartet, dass Du gleich eine Antwort nach dem Motto „Mein Haus, mein Auto, mein Job“ aus dem Ärmel schüttelst.

ZUSAMMENHALTEN: Ist Pflicht. Man darf den anderen nicht alleine lassen, wenn er sich auf dem Präsentierteller befindet, sagt der Paartherapeut Jörg Wesner aus Hamburg. Wenn Deine Mutter sich über die Frisur von Deinem Freund mokiert und Du sagst nichts, fühlt er sich natürlich hängengelassen. In solchen Situationen musst Du ihn also in Schutz nehmen. Manchmal reicht ja schon ein Satz wie „Die Geschmäcker sind eben unterschiedlich“. Ansonsten hilft laut Wesner auch, sich zu solidarisieren: „Meine Frisur passt Dir ja auch nicht.“

ABSPRACHEN TREFFEN: Du bist gerade mit Deinem Freund in Deinem Zimmer am Knutschen, und auf einmal stehen die Eltern auf der Matte? Geht gar nicht. Also klär das ab: Das eigene Zimmer ist während des Besuchs für Eltern tabu. Auch die Frage, ob der Freund mit im eigenen Bett schlafen darf oder nicht, müsse vorher geklärt werden, rät Broekman. Umgekehrt gilt: „Fühl' Dich wie zu Hause“ nimmt man besser nicht zu wörtlich. Als Besuch müsse man sich an die Regeln des Haushaltes halten: „Man fragt also, bevor man an den Kühlschrank geht.“ Und man läuft nicht splitternackt durchs Haus. So auf dem Weg vom Bad den Schwiegervater zu treffen, ist voll peinlich!

AUSZEITEN NEHMEN: Muss sein. Jedenfalls, wenn man länger da ist. Klar, wenn die Eltern gekocht haben, sollte man beim Essen dabei sein. Ansonsten kann man sich aber ruhig mal ausklinken, um auch ein bisschen Zeit zu zweit zu haben. „Sich einfach stillschweigend zu verkrümeln, wirkt aber unhöflich“, sagt Tusch. Also: An einem Feiertagswochenende besser einen Tagesplan ausmachen und fest verabreden, wann man sich trifft und wann „elternfreie“ Zeit ist, rät Wesner. Das klinge vielleicht unspontan, funktioniere aber.

OFFEN SEIN: Man glaubt es kaum: Auch Eltern sind Menschen. Und auch wenn manche von ihnen zuerst wie aus einer anderen Welt wirken - nach dem ersten Gespräch ist die vielleicht gar nicht mehr so weit entfernt. Könnte doch sein, dass der Vater der Freundin nicht nur CDU/CSU oder SPD wählt, sondern auch mal E-Gitarre in einer Band gespielt hat. Oder schon mal in Indien war, wo Du schon immer hinwolltest. Oder einfach auch Werder Bremen gut findet, so wie Du. Manchmal sind die „Fremden“ einem also gar nicht so fremd.

ELTERN AUF DAS TREFFEN VORBEREITEN: Dein Freund hat eine Punkerfrisur, ein Nasenpiercing und trägt gerne Nieten und Gothic-Klamotten? Okay, das könnte schwieriger werden. Wenn darüber Streit droht, klärt man das am besten schon vorher mit den Eltern, rät der Paartherapeut Manuel Tusch. Damit sie eher wissen, was auf sie zukommt, könne man ihnen zum Beispiel ein Foto vom Freund zeigen und ihnen erzählen, wer der andere ist und was er so macht. Damit schlägt man zwei Fliegen mit einer Klappe: Denn man erspart dem Freund gleichzeitig eine Menge blöder Fragen.