Die neunjährige Kassandra, die vor drei Wochen schwer misshandelt in einen Gully-Schacht geworfen wurde, kann sich an die Tat nicht erinnern.

Velbert/Mettmann. Die neunjährige Kassandra aus Velbert kann sich nicht daran erinnern, dass sie vor drei Wochen misshandelt und in einen Gully-Schacht geworfen wurde. Das Mädchen sei am Mittwochnachmittag vernommen worden, berichtete die Polizei in Mettmann. Ihr Gesundheitszustand habe sich im Krankenhaus erheblich verbessert. „Das Ergebnis dieser Anhörung war, dass sich Kassandra zurzeit nicht an das unmittelbare Tatgeschehen erinnern kann“, teilten Polizei und Staatsanwaltschaft mit. Derzeit wird ein 14- jähriger Junge verdächtigt. Er soll Kassandra brutal misshandelt, lebensgefährlich verletzt in einen Schacht geworfen und den Deckel obendrauf gelegt haben. Der Junge bestreitet das. Die Polizei betont, sie ermittle weiter in alle Richtungen.

Die Anwältin des mutmaßlichen Peinigers hatte zuvor schon angekündigt, sie wolle die Freilassung des verhaltensauffälligen Jungen erwirken. „Die Beweislage rechtfertigt keine Inhaftierung“, sagte die Hamburger Anwältin Astrid Denecke am Mittwochmittag auf Anfrage. Sie arbeite gerade an einer Haftbeschwerde. „Ich habe allergrößte Zweifel an der Täterschaft meines Mandanten“, sagte Denecke. Der „Bild“-Zeitung zufolge hat die Strafverteidigerin den 14-Jährigen inzwischen im Gefängnis besucht.

Die Ermittler gehen dagegen weiterhin von seiner Schuld aus. Über die Haftbeschwerde wird das Wuppertaler Amtsgericht entscheiden, sobald die Staatsanwaltschaft dazu Stellung genommen hat.

Der Förderschüler war vergangenem Freitag festgenommen worden und sitzt wegen des Verdachts des versuchten Mordes in Untersuchungshaft. Die Ermittler sehen ihn durch Faserspuren und Zeugenaussagen schwer belastet. Faserspuren, die mit denen seiner Kleidung übereinstimmen, waren an Kassandras blutbefleckter Jacke und an einem nicht näher beschriebenen „Tatmittel“ entdeckt worden.

Der Schüler hatte Hausverbot in dem Spieltreff, aus dem Kassandra verschwunden war. Eltern hatten sich beschwert, dass der Jugendliche kleinere Kinder ärgere und provoziere. Schüler berichteten, dass der 14-Jährige sich oft geprügelt habe. Gegen ihn war schon früher wegen Beleidigung und Sachbeschädigung ermittelt worden. Die Verfahren wurden aber eingestellt. Ein Ermittlungsverfahren wegen Körperverletzung ist noch offen. (dpa/abendblatt.de)