Zwangsausschüttung! Eigentlich klingt dieses Wort ebenso unsexy wie Zwangsversteigerung oder Zwangsjacke, aber das wird heute Millionen Lotto-Spieler nicht davon abhalten, am Kiosk nicht nur ein Abendblatt zu kaufen, sondern auch einen Lottoschein auszufüllen.

Hamburg. Schließlich müssen 30 Millionen Euro aus dem Jackpot unter das Volk gebracht werden, egal ob jemand sechs Richtige mit Zusatzzahl ankreuzt oder nicht. Mit etwas Glück ist schon mit drei Richtigen - Chance: 1:61 - per Sonderverlosung ein Millionengewinn zu erscheffeln. Das ist verglichen mit den diversen Rekord-Ausschüttungen der Vergangenheit natürlich nur ein Tropfen in den klammen Geldbeutel der krisengebeutelten Bevölkerung, wenn schon einmal Volltanken einen Hauch von Dekadenz versprüht.

Und wenn schon. Der Gewinn einer hübschen Summe soll ja ähnlich unglücklich machen wie eine Zwangsversteigerung oder eine Zwangsjacke. Da hilft es auch nicht, sich den Gewinn in kleinen Scheinen auszahlen zu lassen, nur um das in den Noten enthaltene Kokain zusammenzukratzen - 19 von 20 Geldscheinen sind mit Spuren des Rauschgifts belastet. Und da Kokain bekanntlich Gottes Weg ist, um einem zu sagen, dass man zu viel Geld hat ... Glückliche Menschen jedenfalls brauchen keine Drogen. Ihnen ist auch nicht langweilig. Sie stellen sich keine originalverpackten Sportwagen in die Tiefgarage neben der privaten Bundeskegelbahn, tragen keine Wegwerfslips aus Nerz und pumpen auch kein Geld in Kaspervereine wie Chelsea oder Hoffenheim, nur um ein wenig dem Alltag zu entfliehen. Sie bauen auch nicht wie die beste und reichste Band der Welt (Die Ärzte) einen Swimmingpool, der "von Casablanca bis nach Istanbul" reicht. Sie springen einfach ins Mittelmeer.

Denken Sie daran, wenn Sie heute noch Ihre Kreuze machen (die Kreuze am Wahl-Sonntag bitte auch nicht vergessen): Sobald die Millionen erst mal auf dem Konto und die Kreuzfahrten gebucht sind, wird es schrecklich langweilig. Es sei denn, man tut etwas ganz Großes mit den Millionen. Möchten Sie, lieber kommender Lotto-Millionär, nicht neuer Namenssponsor der Hamburger HSH-Nordbank-Arena werden? Ein entsprechender Künstlername im Personalausweis ist mit etwas Schmiergeld schnell eingetragen. Denken Sie mal darüber nach, künftiger Herr Volkspark. "Volksparkstadion". Klingt sexy!