Die Cousins Claus (59) und Gunnar Heinemann (58) erhielten den Preis für ihr Lebenswerk.

Hamburg. Hanseatischer kann ein Unternehmen kaum sein: Die Firma Gebr. Heinemann mit Sitz am Rande der Speicherstadt ist 130 Jahre alt und war in den ersten 80 Jahren nichts anderes als ein Schiffsausrüster. Heute macht die Belieferung von Schiffen – inzwischen sind es vor allem Kreuzfahrer und Fähren – nur noch weniger als fünf Prozent des Umsatzes aus. „Absolut gesehen ist dieses Geschäft aber bei uns nicht kleiner geworden“, sagt Gunnar Heinemann, der zusammen mit seinem Cousin Claus Heinemann in vierter Generation Inhaber des Familienunternehmens ist.

Beide traten im Jahr 1978, kurz vor dem 100. Firmenjubiläum, in die Geschäftsleitung ein. Seitdem hat sich das Handelshaus nicht nur rasant vergrößert, sondern auch stark gewandelt: „Damals lag unser Umsatz bei 300 Millionen Mark, der Verkauf von Spirituosen und Tabak machten 70 Prozent davon aus, Butterfahrten waren ein wichtiger Faktor für die Firma“, erinnert sich Claus Heinemann. An den beiden Flughäfen Frankfurt und Köln betrieb man Duty-Free-Läden.

30 Jahre später setzt das Unternehmen 1,9 Milliarden Euro um, aber die Konzentration auf den Markt der Reisenden ist geblieben: Heute gehören 179 so genannte „Travel Value & Duty Free“-Shops an 49 Flughäfen in 19 Ländern zur Firma, die außerdem aus ihrem Lager in Allermöhe als Großhändler rund 1000 Kunden in Europa, Asien und Afrika beliefert. Parfüms und Kosmetika sind nun die wichtigste Produktgruppe. Knapp drei Viertel des gesamten Umsatzes werden im Geschäft mit Flugreisenden erwirtschaftet, der Rest entfällt auf Kunden an Seehäfen und Grenzübergängen.

Großes Potenzial für weiteres Wachstum sehen die Heinemanns vor allem in Russland und in Asien. Zunächst aber lässt die Luftfahrtkrise mit sinkenden Passagierzahlen das Unternehmen nicht unberührt. In diesem Jahr wird der Umsatz wohl um einen einstelligen Prozentsatz abnehmen. Dennoch soll es keinen Abbau der Stammbelegschaft geben. Dass die beiden Cousins angesichts des Abschwungs vergleichsweise gelassen bleiben, kommt nicht von ungefähr: Im Jahr 1999 mussten sie eine wesentlich ernstere Krisensituation überwinden. Der Wegfall des zollfreien Verkaufs innerhalb der EU drohte der Firma die Geschäftsgrundlage zu entziehen. Doch das Unternehmen hatte vorgesorgt, ein neues Konzept lag schon in der Schublade. „Wir hatten einen Weg gefunden, zu gleichen Preisen an alle Reisenden unabhängig von ihrem Flugziel zu verkaufen – und das trotz Wegfalls der Steuerfreiheit um 15 bis 25 Prozent günstiger als im regulären Einzelhandel“, sagt Gunnar Heinemann.

Um das neue Modell umsetzen zu können, musste man jedoch harte Überzeugungsarbeit bei den Produktherstellern leisten, um ihnen die erforderlichen Preiszugeständnisse abzuringen. „Unser Argument ist, dass unsere Läden eine wertvolle Schaufensterfunktion für die Industrie haben, denn allein in Frankfurt sehen jährlich 50 Millionen Passagiere diese Geschäfte“, erklärt Gunnar Heinemann.

Trotz der inzwischen erreichten Größe mit 5000 Beschäftigten, davon 1000 in Hamburg, ist die Firma Gebr. Heinemann in der Öffentlichkeit kaum bekannt. Unter eigener Marke tritt das Unternehmen erst seit Dezember 2008 auf: Im neuen Shopping-Terminal des Hamburger Flughafens prangt erstmals der Name Heinemann über einem 1400 Quadratmeter großen Laden. Das soll Vertrauen schaffen und die Kundenbindung erhöhen. Damit nutze man eine Alleinstellung, wie Claus Heinemann sagt: „Im weltweiten Duty-Free-Markt sind wir die einzige Familienfirma.“

Die Chancen der Marke voll auszuschöpfen, sei aber „ein Projekt auch noch für die nächste Generation.“ Die soll spätestens in zehn Jahren Führungsaufgaben übernommen haben, aber auch Gunnar und Claus Heinemann wollen dann noch mit dabei sein und wie gewohnt zum Mittagessen in der Kantine zwischen ihren Beschäftigten sitzen. „Das ist leistungsfördernd“, findet Claus Heinemann. Für ihn und seinen Cousin sind Kollegialität und ein gutes Betriebsklima entscheidende Faktoren für den Erfolg. „In einem inhabergeführten Unternehmen hat man die Möglichkeit, Werte von oben nach unten zu vermitteln“, sagt Claus Heinemann. „Darum glauben wir, dass Familienfirmen auch künftig große Chancen gegen Großkonzerne haben.“